Laatzen

Unfreiwilliger Tapetenwechsel

LAATZEN. Es war eine der größten Überraschungen der Bürgermeisterwahlen im Frühjahr: Thomas Prinz (SPD) ist abgewählt worden, am 1. November übernimmt Jürgen Köhne (CDU) den Chefsessel im Rathaus. Für Thomas Prinz ein unfreiwilliger Tapetenwechsel.. Immer und immer wieder war im Vorfeld der Bürgermeisterwahl in Laatzen zu hören: "Der Prinz muss weg." Auf die Frage nach dem Warum und Weshalb gab es kaum zufriedenstellende Antworten. "Der kann nichts" oder "Der tut nichts" oder "Der ist im Rathaus unbeliebt" waren einige Aussagen von Bürgern, die offenkundig an Thomas Prinz kein gutes Haar mehr finden wollten. Der Focus ist dabei auf "wollten" gerichtet.

Die Wechselstimmung im Wahlkampf war jedenfalls unverkennbar, und sie ist von Prinz und den Sozialdemokraten offensichtlich unterschätzt worden. Anders ist nicht zu erklären, dass es Strömungen in der SPD gegeben hat, die sich einen anderen sozialdemokratischen Bürgermeister als Thomas Prinz vorstellen konnten.

Das fing damit an, dass der SPD-Ratsfraktionsvorsitzende Ernesto Nebot innerparteilich seinen Hut in den Ring warf, um Thomas Prinz abzulösen. Dass Nebot nur wenige Tage später seine Kandidatur wieder zurückzog, soll dem Vernehmen daran gelegen haben, dass er zurückgepfiffen worden ist – einen Beleg dafür gibt es allerdings nicht. Aber sicher ist: die Menschen draußen haben gemerkt, dass die Partei nicht mehr geschlossen hinter Prinz steht. Mit Recht oder nicht sei dahingestellt.

Und das wird besonders deutlich, als nach Nebot mit Michael Asendorf ein zweiter Sozialdemokrat gegen Thomas Prinz antritt – zwar gewinnt der Amtsinhaber die Wahl und wird erneut als Bürgermeisterkandidat nominiert, aber der Schaden ist nicht wegzudiskutieren. Dass die stellvertretende Bürgermeisterin Gabriela Neumann-Köhler ihr Ratsmandat abgibt, den Posten der stellvertretenden Bürgermeisterin ebenso und zudem auch noch aus der SPD ausritt, unterstreicht die "Kampagne gegen Thomas Prinz". Zu recht oder nicht sei dahingestellt.

Wer also soll Thomas Prinz wählen, wenn die eigenen Genossen schon nicht mehr so richtig mit ihm wollen und können? Da haben auch kämpferische Aufrufe von Hauke Jagau (Regionspräsident) und Dr. Matthias Miersch (Bundestagsabgeordneter und Vorsitzender der SPD-Region Hannover) nichts mehr retten können, was auch schon nicht mehr zu retten gewesen wäre.

Und die Bündnisgrünen? Im Rat Gruppenpartner der SPD, haben sie nichts Besseres zu tun, als mit Gerd Apportin einen eigenen Kandidaten ins Rennen zu schicken – mit der Gewissheit, dass er chancenlos sein wird. Für Thomas Prinz Konkurrenz im eigenem Lager. Ein aberwitziges Unterfangen der Bündnisgrünen.

Die Christdemokraten und Jürgen Köhne betreiben indes einen seriösen, soliden und sachlichen Wahlkampf in der Hoffnung, dass es wenigstens zur Stichwahl zwischen Köhne und Prinz kommen würde. Es wurde mehr: die absolute Mehrheit mit 50,6 Prozent im ersten Wahlgang.

Dass Thomas Prinz in seinen acht Amtsjahren seriös und solide gearbeit hat, ist nicht wegzuwischen. Auch wenn es strittige Punkte wie die Aufgabe des Rethener Hallenbades, den damit verknüpften Bau des Rethener Familienzentrums an dieser Stelle, den Rückbau der Marktstraße, die Grundsteuererhöhung oder den Bau des Stadthauses gab. Aber strittige Punkte sind in der Politik Normalität. Auch die marode Fußgängerbrücke über die Bruchriede in Rethen hat Thomas Prinz geschadet, erst nach massiven Bürgerprotest wurde sie erneuert. So kam ein Mosaikstein zum anderen.

Richtig mag sein, dass sich der Bürgermeister in Sachen Kommunikation mit den betroffenen Menschen nicht immer frühzeitig offen genug gezeigt hat. Es hätten sich einige Hitzigkeiten ersparen lassen. Jede von ihnen mag einen kleinen Teil zur Wahlniederlage des Amtsinhabers beigetragen haben.

Thomas Prinz hinterlässt in Laatzen Spuren. In der Kinder- sowie Jugendpolitik sind Rahmenbedingungen geschaffen worden, die in Niedersachsen Spitzenwerte erreichen. Das gilt zudem für die Bildungspolitik. Und an der Infrastruktur gibt es kaum etwas zu bemängeln.

Thomas Prinz wird heute nicht mit einem lachenden und einem weinenden Auge das Rathaus verlassen. Zum Lachen hat er keinen Grund. Dem Vernehmen nach steht seine berufliche Zukunft offen. "Es gibt das eine oder andere Gespräch", sagte er. Aber nichts Genaues weiß man nicht. Und: aufgrund seiner Pensionsansprüche ist er nicht mehr zwingend in der Lage, seinen Lebensunterhalt durch Arbeit zu verdienen.

Nun ist der Prinz weg, ein neuer Bürgermeister wird Montag seinen Dienst antreten. Getreu nach dem Motto "Was wir hatten, wissen wir. Was wir kriegen, wissen wir nicht" wird sich auch Jürgen Köhne bald ersten Bewertungen stellen müssen.

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