HEMMINGEN. Keine Frage: Für Semir Zan ist nicht allein der Tabellenplatz etwas Besonderes, sondern ebenso die Entwicklung der Mannschaft, die er gerade trainiert. Damit kein falscher Eindruck entsteht: selbstverständlich wollte er im Spieljahr 2014/2015 mit dem Kreisligisten SC Hemmingen-Westerfeld den sofortigen Aufstieg zurück in die Bezirksliga schaffen, aber in der Relegation scheiterte die Mannschaft am TuS Altwarmbüchen.. Und auch im aktuellen Spieljahr strebt Semir Zan den Aufstieg an. Und doch: nachdem Abstieg vor anderthalb Jahren musste Semir Zan in Hemmingen eine neue Mannschaft aufbauen, und das ist ihm vortrefflich gelungen – auch wenn die Sache mit der Rückkehr in den Bezirk auf Anhieb nicht geklappt hat.
Dass im Sommer die Quote der Spielerverluste ausgesprochen gering gewesen ist, spricht für den Trainer." Dass Sergej Gínger gegangen ist, schmerzt uns allerdings", räumt Semir Zan ein. "Seine Tore fehlen uns, im Angriff sind wir nicht mehr so wirkungsvoll wie im Jahr zuvor." Die zehn Gegentore aus den 14 Saisonspielen sprechen für die starke Abwehr der Hemminger, die 34 erzielten Tore sind dagegen in der Staffel 3 der Kreisliga nicht spitze.
Das Klima in der Mannschaft des SC Hemmingen-Westerfeld stimmt, und Semir Zan legt darauf ganz großen Wert. "Alle müssen offen und ehrlich miteinander umgehen", sagt er. Seine Philosophie? "Jeder hier muss sich mit der Mannschaft identifizieren, Söldnertum funktioniert auf Dauer nicht." Semir Zan weiß genau, worüber er redet. Zu lange ist er im Geschäft, hat in diesen Jahren viel gesehen und erlebt.
Der Wechsel vom TSV Fortuna Sachsenross Hannover zum SC Hemmingen-Westerfeld war für Semir Zan zunächst etwas gewöhnungsbedürftig. Als Trainer eines Landesligisten nun in die Kreisliga – das war eigentlich nicht das, was er sich für seine weitere Trainerlaufbahn vorgestellt hatte. "Aber das Konzept hier war in sich schlüssig, das hatte alles Hand und Fuß", betont er. Und er hat das Ziel, eines Tages wieder höher zu arbeiten, nicht aus den Augen verloren. "Am besten natürlich mit dem SC Hemmingen-Westerfeld", fügt er hinzu.
Semir Zan, Jahrgang 1973, lernt das Abc des Fußballs beim SV Kleeblatt Stöcken, mit dem Übergang zu den C-Junioren wechselt er zum TSV Havelse. Mit den A-Junioren der TSVer spielte er in der Regionalliga, damals die höchste Klasse dieser Alterskategorie. Dass er in die Niedersachsenauswahl berufen worden ist, soll nicht unerwähnt bleiben. Als Herrenspieler bleibt er zunächst in Havelse, spielte unter Trainern wie Volker Finke (später 1. Bundesliga mit dem SC Freiburg) und Jürgen Stoffregen (aktuell beim VfV Hildesheim).
B-Lizenzinhaber Simir Zan heuerte als Trainer erstmals beim SV Ahlem an. "Zwei Aufstiege und zwei Pokalfinalteilnahmen sind das Ergebnis", sagt er. Und es klingt ein wenig Stolz mit. "Ich habe in Ahlem fünf Jahre eine sehr gute Zeit verbracht." Mit der SG 05 Letter, der nächsten Station, geling ihm auf Anhieb der Bezirksligaaufstieg, danach folgen die zwei Jahre beim TSV Fortuna/Sachsenross Hannover.
Inzwischen hat er die Trainer-A-Lizenz in der Tasche. "Ich hatte die Möglichkeit, als Co-Trainer unter André Breitenreiter beim TSV Havelse zu arbeiten", sagt Semir Zan. "Ich habe abgelehnt." Das sei wohl ein Fehler gewesen.
"Wenn ein Spieler mit mir auf einer Linie ist, bekommt er von mir mein letztes Hemd", sagt Semir Zan. "Ich erwarte aber Loyalität zum Verein, zur Mannschaft und zum Trainer." Dass der SC Hemmingen-Westerfeld das Potential zum Bezirksliga-Aufstieg mitbringt, das will er nicht absprechen. "Natürlich ist unser Saisonziel der Aufstieg." Und zudem soll das Finale des Kreispokal-Wettbewerbes erreicht werden. Im Semifinale wartet am 16. März die SG Mardorf-Schneeren auf die SCer – keine unlösbare Aufgabe. Dieser Gegner belegt in der 1.Kreisklasse derzeit den 8. Platz der Tabelle.
Dass Semir Zan ein praktischer Mann ist, wird dadurch deutlich, dass ein weiterer Grundsatz für ihn "Führen durch Vorführen" ist. Und er möchte ein Kümmerer sein. "Wenn ich mich nicht um die Spielert kümmere, dann tut das eines Tages an anderer – aus einem anderem Verein."
Zurück zum Ausgangspunkt: die Entwicklung der Mansnchaft. Semir Zan kann recht zufrieden sein mit dem, was er an der Hohen Bünte in Hemmingen erreicht hat. Sein Problem: "Wir müssen jede Woche mit einer anderen Mannschaft auflaufen", sagt er. Immer wieder würden wichtige Spieler ausfallen, weil sie von Verletzungen geplagt werden. Unter diesen Umständen ist das mit der Weiterentwicklung so eine Sache.