„Erinnerung muss wach gehalten werden“
GLEIDINGEN. Für Jürgen Köhne, Bürgermeister der Stadt Laatzen, und Shlomo Friedmann aus der Jüdischen Gemeinde Hannover, gibt es keinen Zweifel: "Die Erinnerung an die Pogromnacht am 9. November 1938 muss wach gehalten werden." Heute am frühen Abend gedachten Köhne, Friedmann und etwa 50 Frauen und Männer am jüdischen Gedenkstein an der Hildesheimer Straße/Ecke Thorstraße in Gleidingen den Ereignissen vor 78 Jahren, als die sogenannte Reichskristallnacht die Vernichtung von sechs Millionen Juden durch die Naziherrschaft in Deuschland eingeleitet hat. Auch in Gleidingen haben Juden gelebt, der Jüdische Friedhof an der Verlängerung des Dammackerweges ist heute noch ein stummer Zeitzeuge und ein geschütztes Kulturdenkmal. Der älteste Grabstein weist auf das Jahr 1840 hin. Der Friedhof ist heute im Besitz des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen.
Jürgen Köhne zitierte Johanna Drewitzki aus der Jüdischen Gemeinde in Mannheim und gab eigene Gedanken dazu. "Wenn Bücher und Gebäude brennen, dann können auch Menschen brennen", sagte der Bürgermeister unter anderem. Mit dieser Gedenkfeier müsse ein Zeichen gesetzt werden. "Aber wir sollten nicht nur zurückschauen, sondern auch nach vorn und dabei nicht wegsehen und Vergangenes nicht Teil des Alltags werden lassen."
"Verzeihen ja, vergessen nein." Das sagte Leonid Friedmann. Er erinnerte daran, dass der 9. November für Deutschland ein Schicksalstag sei. Der 9. November 1938 stehe allerdings im Kontrast zum 9. November 1989, als die Mauer zwischen den zwei deutschen Staaten gefallen ist. "Am 9. November 1923 war der Hitlerputsch und am 9. November 1918 rief Phlipp Scheidemann die erste deutsche Republik aus."
Drei Schüler und eine Schülerin der Albert-Einstein-Schule an der Wülferoder Straße verlasen ein historisches Protokoll, ein Gespräch zwischen Hermann Göring, Joseph Goebbels und Reinhard Heydrich. Diese Nazigrößen hatten sich in diesem Protokoll deutlich für die Diskriminierung der Juden in Deutschland ausgesprochen und diverse Vorschläge für die Vorgehensweise verkündet.
Den musikalischen Rahmen dieser Gedenkfeier kam von Joachim Walter, er spielte auf dem Saxophon.