LAATZEN. Viel zu erzählen gab es in der Sendung „Plattenkiste“ bei NDR 1 Niedersachsen. Gestern zwischen 12 und 13 Uhr unterhielten sich Sabine Laskowski, Monika Brandt-Zwirner und Heike Linke mit Moderatorin Kerstin Werner über die Arbeit im Umsonstladen für Babyerstausstattung in Laatzen, der zum Diakonieverband Hannover-Land gehört. . Seit elf Jahren ist der Umsonstladen geöffnet. Monika Brandt-Zwirner erzählt davon, wie schon Jahre zuvor Frauen zur Schwangerschaftskonfliktberatung kamen. Zwei oder drei Wochen vor der Entbindung lag eine Frau bereits im Krankenhaus und musste dort warten. Sie konnte weder nach Hause noch sich anderweitig mit der Erstausstattung versorgen. Monika Brandt-Zwirner wollte gern unbürokratisch und schnell helfen. Die Idee war, einen Koffer für Frauen in dieser Lage zu packen mit Stramplern und allem anderen, was das Neugeborene braucht.
Sie fragte im Frauenkreis herum … schnell war das erste Auto voll. Einige Tage später kam der nächste Anruf: Die Welle kam ins Rollen. Es musste also ein Lager geschaffen werden. Das klappte in einem kleinen Besprechungsraum in der Alten Rauthausstraße. Dort konnten die Sachen gelagert werden. Eine Frau in Not konnte dann in den Raum kommen und sich nehmen, was sie am nötigsten brauchte.
Die Wegwerfgesellschaft lebt im Überfluss: Der Grundgedanke ist, diesen Überfluss an alle weiterzugeben, die weniger haben. Alle ausgegeben Sachen sind kostenlos für die Frauen. Wenn sie die Sachen nicht mehr brauchen – schließlich wachsen die Kinder ja, können sie erneut in den Laden kommen und gegen die nächste Größe tauschen. Etwa 550 Kinder profitieren jährlich von diesem Angebot. Im Rahmen des Anerkennungsjahres nach dem Studium Religionspädagogik und soziale Arbeit lernte Sabine Laskowski den Laden kennen. Seit Anfang 2017 arbeitet sie dort als Koordinatorin.
Heike Linke ist Pastorin in der Thomas-Kirchengemeinde Laatzen-Mitte. Dort ist auch der Umsonstladen angesiedelt. Als sie sich bewarb, fand sie auf der Webseite der Gemeinde etwas zu diesem Laden. Zu ihrer Überraschung stellte sie später fest, dass nicht die Gemeinde, sondern die Diakonie Träger ist. Aber eins stand sofort für sie fest, als sie davon las: In so einer Gemeinde mit diesem tollen Laden wollte sie gern arbeiten. Anfangs war das Lager gerade mal neun Quadratmeter groß. Dann kamen Schränke, Kinderwagen, Wickelkommoden und und und…
Als die erste Ehrenamtliche fragte, was da los wäre im vollgestopften Raum, hatte Monika Brandt-Zwirner Hilfe beim Sortieren. Mit einer Freundin klapperte die Ehrenamtliche die Kirchengemeinden ab, auf der Suche nach mehr Platz für diese kostenlose Hilfeleistung. Die Thomas-Kirchengemeinde bot einen Kellerraum mit eigener Außentreppe an. Damit standen dann schon mehr als 60 Quadratmeter zur Verfügung. Inzwischen sind es gute 100 Quadratmeter in der Marktstraße – seit 2011. Dort gibt es auch einen Seminarraum, und das Gemeindezentrum darf mit genutzt werden.
So laufen neben dem Laden auch wöchentliche Treffen: "Fit im Leben – gemeinsam auf neuen Wegen" hilft beim Übergang vom Kindergarten in die Schule mit einer Kreativwerkstatt. Ende Mai hat "Nachbarschaftsleben" begonnen. Es treffen sich einmal in der Woche Familien mit Kindern. Das Gemeindezentrum "Arche" hat offene Räume mit diversen Möglichkeiten für viele Menschen. 2017 gab es beispielsweise Frühstück für Frauen mit Kindern – aus anderen Ländern und mit anderen Gerichten, es wurden viele Fragen beantwortet.
Das Gemeindeleben ist immer offen und bunt, betont Pastorin Heike Linke. Unterstützung kommt von den Kirchengemeinde. Außerdem helfen viele Ehrenamtliche mit – aus einer Teerunde. Nur die Koordinatorin ist festangestellt – da muss das Gehalt finanziert werden, ebenso Licht und Telefon. Diese Gelder kommen aus Spenden zusammen. Eine der Ehrenamtlichen hat Unterstützung angeboten: Zeitmanagement, um alles in der Familie zu organisieren. Praktische Tipps bietet eine andere Ehrenamtliche für den Haushalt an – damit am Ende des Monats noch Geld da ist. Eine weitere unterrichtet in Sachen Handarbeit.
Dennoch würde sich Sabine Laskowski über weitere Ehrenamtliche sehr freuen, die an den vier Öffnungstagen des Ladens noch mitmachen könnten. Mancher der derzeit Helfenden kann nur mal einen Tag, und das auch nur alle zwei Wochen. Insofern gibt’s immer mal wieder Lücken. Weitere "helfende Hände" sind deshalb erwünscht und gern gesehen. Auch Sachspenden und weitere Mitglieder im Förderkreis hätte sie gern.
Von Montag bis Freitag heißt es zwischen 12 und 13 Uhr bei NDR 1 Niedersachsen "Die Plattenkiste – Hörer machen ein Musikprogramm". Die Sendung wird komplett von den Gästen gestaltet. In der Sendung können sich Vereine, Clubs, Organisationen vorstellen – egal ob Chor, Surfclub, Theater- oder Selbsthilfe-Gruppe. Informationen zur Bewerbung unter www.ndr1niedersachsen.de
