Laatzen

Trauer um Jürgen Herwig

LAATZEN. Wenn es eine Beliebtheitsskala für den Laatzener Ortseil Rethen geben würde, stünde Jürgen Herwig ganz oben. In der Nacht auf Sonnabend ist er im Alter von 92 Jahren gestorben.. Dass Jürgen Herwig der letzte Gemeindedirektor der ehemals selbstständigen Gemeinde Rethen/Leine war, wird immer wieder angeführt, ist aber nicht von Bedeutung. Von Bedeutung ist, dass Jürgen Herwig nach seiner Zeit als Verwaltungschef "Rethener" geblieben ist, obwohl er zwischendurch für eine lange Zeit in Langenhagen gewohnt hat. Die letzten Jahre seines Lebens war er jedoch wieder in Rethen Zu Hause.

Wo und wann immer in Rethen etwas los war, Jürgen Herwig war dabei. Vereine haben ihn gern als Versammlungsleiter bei der Vorstandswahl während ihrer Jahresversammlungen eingespannt, und er hat das immer wieder gern getan, sogar ein wenig genossen. Und wenn er nicht Versammlungsleiter war, wurde er meistens mit stürmischen Beifall begrüßt. Er hat überall Respekt und Anerkennung genossen.

Ein ausgesprochen gefragter Mann war Jürgen Herwig, wenn es um Lichtbildervorträge über Rethen gegangen ist. Mehr als 1000 Dias füllen sein Archiv, er konnte Alles und Jedes per Bild zeigen, wenn es wichtig war oder auch nicht. Bis zuletzt schlug er keine Einladung ab, wenn es für ihn galt, über Rethen zu berichten und so manche Anekdote dabei zu erzählen- dann spitzen seine Zuhörer die Ohren. Jürgen Herwig war jahrelang der Rethener Ortschronik auf der Spur, und deshalb hat es nicht gewundert, dass er im Jahr 2000 die Ortschronik in Schriftform zusammen mit zwei weiteren Autoren veröffentlicht hat.

Jürgen Herwig war Sozialdemokrat, und erst Ende vergangenen Jahres ist ihm aufgrund seiner 50 Jahre langen Zugehörigkeit zur Partei die Willy-Brandt-Medaille – die höchste Auszeichnung innerhalb der SPD – verliehen worden. Sein aktives Parteileben bestand in den 1980 und 1990 Jahren im Ehrenamt des Kassenwartes der Rehener Sozialdemokraten.

Keine Frage: Laut ist Jürgen Herwig so gut wie nie geworden, er überzeugte mit Argumenten und Feingefühl. Dann und wann etwas eigenwillig, aber nie kompromisslos. Angriffslust und Streitgedanken waren ihm fremd, nicht aber klare Worte – womöglich sind ihm deshalb persönliche Angriffe erspart geblieben und haben den Grad seiner Beliebtheit in Rethen in die Höhe getrieben.

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