Laatzen

Nach wie vor ein Jurist aus Lust und Leidenschaft

LAATZEN. Eigentlich könnte es sich Fritz Willig in seinem Grasdorfer Haus oder sonstwo so richtig gemütlich machen. Bücher lesen, Musik hören und verreisen. Der Rechtsanwalt, Jahrgang 1941, hat die Altersruhegrenze längst überschritten. Aber Fritz Willig wäre nicht Fritz Willig, wenn er das täte, und das ganze Gegenteil ist der Fall: nach wie vor vertritt er die Interessen seiner Mandaten, und das wie eh und je mit viel Lust und Leidenschaft. Derzeit vertritt er die Eltern des vor sieben Jahren ermordeten Mädchens Jenisa, sie treten im Strafprozess gegen den Mörder als Nebenkläger auf.. Zusammen mit seinem Kollegen Benjamin Schmidt ist Fritz Willig jedoch nicht nur vor Ort, sondern auch bundesweit vor Gericht tätig: er verteidigt wirkliche und vermeintliche Straftäter. So laufen oder liefen vor den Gerichten in Essen, Göttingen, Wuppertal, Kiel, Frankfurt, Oldenburg, Berlin und Hannover diverse Verfahren. Es geht nicht immer um Strafverteidigung, sondern auch um das Durchsetzen von zivilrechtlichen Ansprüchen.

Wie bei dem großen Prozess in Hildesheim, wo in einer Klinik Kinder von einem Krankenpfleger sadistisch missbraucht wurden. "Hier haben wir erfolgreich Schadensersatzansprüche auch gegen das Krankenhaus durchsetzen können." so Fritz Willig. "Zurzeit vertreten wir einen Brandstifter aus Laatzen", sagt Fritz Willig. Dann und wann gehe es um Haftverschonung.

Willig bezeichnet sich mit seiner rund 50 Jahre langen Erfahrung als Allrounder. In diesen fünf Jahrzehnten hat Fritz Willig unzählbare Prozesse mitgemacht, darunter Scheidungen und eine Fülle von Verfahren im Verkehrsrecht. "Da bleibt viel an Erfahrung hängen", sagt er nachdrücklich. Der beste Freund des Anwalts sei die Lebenserfahrung.

Zum Beispiel die Angelegenheit mit den Hells Angels: sein Mandant ist aufgrund der deutschen Strafvorwürfe hier verhaftet und nach Spanien ausgeliefert worden, aber es ist Haftverschonung erreicht worden, " sagt Willig. Das ursächliche Verfahren aus Deutschland ist aber bereits eingestellt. "Auch hier werden Schadensersatzansprüche geprüft."

"Es geht immer um menschliche Schicksale", betont Fritz Willig. Sicher ist sich der Anwalt aus Laatzen, "dass die Zukunft in den Händen von Fachanwälten liegen wird." Dabei sei nicht nur die Theorie gefragt, sondern das, was der Anwalt im Verlauf seiner Laufbahn so alles mitgemacht habe. "Erfahrung ist nicht durch Weiterbildung und das Kennen von Paragraphen allein zu ersetzen."

Wie er bundesweit an Mandanten kommt? "Wer so lange wie ich dabei ist, der kommt viel herum, lernt Menschen kennen und wird bekannt", sagt er.

An den Ruhestand denkt Fritz Willig nicht. "Bei einem Anwalt ist das nicht so wie bei einem Fußball-Profi, der zwischen seinem 18. und 35. Lebensjahr Karriere macht. "Bei uns gibt es keine Altersgrenze." Und er liebe seinen Beruf. "Warum also aufhören?", fragt er rhetorisch.

Und aus seiner Leidenschaft zu seinem Beruf ist die Lust entstanden, Bücher zu schreiben, bisher sind es zehn, das elfte steckt ihm bereits im Hinterkopf. Und wie könnte es anders sein – es hat etwas mit der Justiz zu tun. In einem Punkt genießt er die Vorzüge seines "Ruhestandes" doch: er steht morgens nicht mehr um sechs Uhr auf, sondern eine halbe Stunde später.

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