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Häusliche Gewalt in Pattensen ist steigend

HEMMINGEN/PATTENSEN. 20 gemeldete Fälle häuslicher Gewalt in Hemmingen und 18 Fälle in Pattensen: dies ist die Bilanz für das erste Halbjahr 2015. Vorgestellt wurden die Zahlen von Vertretern der örtlichen Polizeistationen beim Treffen des Runden Tisches gegen häusliche und sexuelle Gewalt Hemmingen/Pattensen.. Das Gremium setzt sich seit fünf Jahren für mehr Prävention und Aufklärung in diesem Bereich ein. Für Pattensen bedeuten die Zahlen einen enormen Anstieg, wurden in den zurückliegenden Jahren doch jeweils nur etwa zehn Fälle pro Jahr polizeilich bekannt. Alle Anwesenden waren sich jedoch einig, dass ihrer Meinung nach nicht von einem tatsächlichen Anstieg der Gewalt auszugehen sei. "Wir führen die Zunahme auf eine Erhellung des Dunkelfeldes zurück", vermutet Heike Grützner, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Pattensen. "Mehr Opfer häuslicher Gewalt schalten die Polizei ein und erstatten Anzeige."

Sollten sich die Zahlen für Hemmingen in diesem Jahr weiterhin so entwickeln, ist ebenfalls von einer Erhöhung der gemeldeten Fälle auszugehen, wenn auch nicht so gravierend wie in der Nachbarkommune. Die Mitglieder des Runden Tisch werten diesen Trend positiv. "Gewalt in der Partnerschaft ist keine Privatsache sondern eine Straftat. Wer die Tat zur Anzeige bringt, hat außerdem höhere Chancen, von Unterstützungsmöglichkeiten zu erfahren und so der Gewaltspirale zu entkommen" begründet Diana Sandvoß, Hemmingens Gleichstellungsbeauftragte.

Nicht alle Betroffenen gingen jedoch den Weg über die Polizei. Dies berichtete Sabine Wegmann von der Koordinierungs- und Beratungsstelle gegen häusliche Gewalt der AWO auf der Sitzung. Einige der von ihr beratenen Opfer melden sich selbst bei ihr. Die anderen werden von ihr kontaktiert, um ihnen die Möglichkeit einer psychosozialen Krisenintervention anzubieten. Die Kontaktdaten werden von der Polizei weitergeleitet. Dieses Verfahren ist im Gewaltschutzgesetz so geregelt.

"In jüngster Zeit berate ich auffällig viele junge Frauen. Selbst in der Altersgruppe der 13-15jährigen ist Gewalt in Paarbeziehungen leider schon ein Thema" erläutert Sabine Wegmann. Sie weist zudem darauf hin, dass sehr viele Kinder mindestens indirekt von häuslicher Gewalt betroffen sind und im Hilfesystem stärker berücksichtigt werden müssen.

So war Kinderschutz ebenfalls auch ein Thema bei der Sitzung des Runden Tisches. Susanne Giese, Kinderschutzfachkraft der Stadt Hemmingen, referierte über den Ansatz eines kultur- und migrationssensiblen Kinderschutzes. "Studien haben ergeben, dass Familien mit Migrationshintergrund genauso häufig von Kinderschutzverdachtsfällen betroffen sind wie deutsche Familien" berichtet sie, "Die Gefährdungseinschätzung fällt bei Familien nichtdeutscher Herkunft aber häufiger uneindeutig aus. Dies führt in vielen Fällen zu weniger erfolgreichen Hilfsangeboten." Giese fordert deshalb besondere Handlungsstrategien im Umgang mit zugewanderten Familien.

Wie diese Strategien im Einzelnen aussehen und wie sie umgesetzt werden können, wird Thema einer der nächsten Treffen des Runden Tisches sein, da waren sich alle Anwesenden einig. Der Runde Tisch gegen häusliche und sexuelle Gewalt setzt sich aus Vertreterinnen und Vertretern der öffentlichen Verwaltungen, der örtlichen Polizeistellen, des Präventionsrates, zuständiger Beratungsstellen, des Weissen Ringes e.V., der Sportvereine und aus Privatpersonen zusammen.

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