Chill-Out-Musik auf der Schultoilette
Schulen aus dem gesamten Bundesgebiet haben am ersten "Toiletten machen Schule" Wettbewerb 2013 teilgenommen und Initiativen zur Verbesserung ihrer Schultoiletten und -waschräume ins Leben gerufen. Einer der vier Haupt-Preisträger des Wettbewerbs war die Ernst Reuter Schule aus Pattensen. Heute wurden die sanierten Schultoiletten der Öffentlichkeit präsentiert.
Pattensen.
Mit einem herausragenden Konzept und viel Engagement hatten die Pattenser Schüler die Jury überzeugt und eine Renovierung und Neuausstattung jeweils eines Wasch- und Toilettenraums für Mädchen und Jungen gewonnen. In Pattensen hatte man sich viel einfallen lassen: Zuerst wurde ein Toilettenkomitee gegründet. Schüler, Lehrkräfte, Schulleitung, Eltern und Hausmeister identifizierten gemeinsam die Missstände und schmiedeten Pläne wie eine nachhaltige Verbesserung der Schultoiletten erreicht werden könnte. Zukünftig läuft beispielsweise auch Chill-Out-Musik auf den Schultoiletten, zudem können Künstlerihre Arbeiten dort ausstellen.
Die Schüler verfassten ein Toilettencredo und verschönerten die Toiletten gemeinsam mit einer lokalen Künstlerin. Die sehr aktive Elternschaft konnte örtliche Handwerksbetriebe gewinnen, erste Reparaturen pro bono durchzuführen. Dazu wurde ein "padagogischer Toiletten-Euro" eingeführt, der heute auf freiwilliger Basis erhoben wird und die Beschäftigung eines Sanitärcoachs ermöglicht. Rosi Axt kümmert sich, Hygieneartikel sind jetzt immer verfügbar und auf den Toiletten findet sich nun auch mal ein Blümchen.
Was der Hausmeister alleine nicht leisten konnte, ist nun gemeinsam möglich. Dann hieß es für die Schüler erst einmal warten. Handwerksbetriebe mussten identifiziert, Pläne gemacht, Genehmigungen eingeholt, die Arbeiten abgeschlossen werden. Das Warten hat sich gelohnt, heute wurden die Toilettenräume des Turnhallengebäudes an der Ernst-Reuter-Schule feierlich eröffnet. Die Schule verfügt nun zum ersten Mal über eine behindertengerechte Toilette. Das Vorhaben wurde von der Stadt Pattensen sowie den örtlichen Handwerksbetrieben Sanitärfirma Heitmüller und Fliesen Brünig unterstützt.
"Toiletten machen Schule" wurde ins Leben gerufen, weil fließendes Wasser, Seife und eine würdevolle Toilette keine Selbstverständlichkeit an Schulen in Deutschland sind. Laut einer Umfrage des gemeinnützigen Vereins German Toilet Organsiation (GTO) meiden 75 Prozent der Schüler in Berlin die eigenen Schultoiletten. Die Ursachen liegen dabei auf mehreren Ebenen. Nicht nur fehlende Investitionen sind ein Problem, auch die mangelhafte Wertschätzung des Ortes auf Seiten aller Beteiligten trägt hierzu bei.
Während einige Schüler durch Vandalismus und Schmierereien auffallen, resignieren viele verantwortliche Schulleitungen: Die Toiletten werden vielerorts abgesperrt, Seife und Klopapier entzogen. Mit dem Wettbewerb setzten die GTO und ihre Partner erstmals einen lukrativen Anreiz, damit sich die Beteiligten an den Schulen dem Thema annehmen. "Wichtig ist uns, dass hierdurch das Tabu rund um das Thema gebrochen wird. Schülerinnen, Schüler und die Erwachsenen sollen gemeinsam Konzepte entwickeln, die eine nachhaltige Verbesserung der Situation bewirken und die Wertschätzung erhöhen. Darüber hinaus freue ich mich außerordentlich, dass der Wettbewerb eine breite Berichterstattung in den Medien erzeugt und damit auch die Politik an ihre Verantwortung erinnert", erklärte Projektkoordinator Johannes Rück heute Vormittag.
Hemmingen, Laatzen, Pattensen und Sarstedt
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