"Alles muss sich vernünftig und vertrauensvoll abspielen"
Das kommt nicht oft vor: Rudi Seedler wird in der nächsten Woche 68 Jahre alt und trainiert seit zwei Jahren beim TSV Pattensen eine Jugend-Mannschaft. Das Sprichwort "Alter schützt vor Torheit nicht" trifft auf Seedler nicht zu.
PATTENSEN.
"So lange mir das Freude bereitet und der Verein das auch will, mache ich weiter", betont Rudi Seedler seine Einstellung zur Sache. Die von ihm trainierten A-Junioren spielen in der Bezirksliga eine gute Rolle, der Gewinn der Staffelmeisterschaft ist noch nicht gänzlich abgeschrieben. "Wir haben in jüngster Zeit vier Punkte liegen lasen", sagt Seedler. Wäre das nicht so, würden die jungen TSVer auf Platz eins der Tabelle zu finden sein.
Als Herren-Trainer hat der gebürtige Wilkenburger reichlich Erfahrung gesammelt - und Erfolge. Der Unterschied zur Arbeit mit Jugendlichen? "Die sind noch nicht verdorben", kommt schnell die Antwort. In seinen Trainerstationen Sportfreunde Ricklingen, SV Wilkenburg und Eintracht Hiddestorf hat er in rund 25 Jahren erlebt, wie schwierig der Umgang mit erwachsenen Kickern sein kann. Vor allem dann, wenn Bares den Spielern Beine machen soll.
Geld spieltt bei den A-Jugendlichen des TSV Pattensen keine Geige. Hier sind andere Dinge von Bedeutung. "Der Umgang mit den Jugendlichen ist mir als ihr Trainer sehr wichtig", sagt Rudi Seedler. "Ich rede mit ihnen, lebe vor, was ich von ihnen erwarte." Diese jungen Burschen hätten oft individuelle Probleme: Schule, Ausbildung, Mädchenfreundschaften und einiges mehr. "Ich würde niemals einen Spieler vor versammelter Mannschaft auszählen, da ziehe ich das Einzelgespräch vor, wenn es nötig ist."
Rudi Seedler sieht sich nicht als Vorgesetzter der Mannschaft, sondern als erster unter Gleichen. Zudem ist ihm wichtig, dass er beim TSV Pattensen im Gegensatz zu seinen vorherigen Verpflichtungen in Wilkenburg und Hiddestorf nicht den Alleinunterhalter spielen muss, beim TSV Pattensen ist Teamarbeit gefragt. "Der gesamte Trainerstab aller Fußball-Mannschaft trifft sich einmal im Monat zur Lagebesprechung", sagt er. Das sei eine hervorragende Angelegenheit.
Rudi Seedler hat ganz andere Zeiten erlebt, beim SV Wilkenburg und auch bei Eintracht Hiddestorf hat er in den Sommerpausen unendlich telefoniert, um Spieler in den Verein zu locken. "In einem bestimmten Jahr in Hiddestorf waren es 120 Telefonate", blickt Seedler zurück.
Das war allerdings nicht vergeblich: mit dem SV Wilkenburg ist er zweimal - von der Kreisliga bis in die Bezirksliga - aufgestiegen und bei der Eintracht in Hiddestorf hat er den totalen Kollaps verhindert. Da war mit einem Schlag beinahe die gesamte Mannschaft weg, weil der Rubel nicht mehr so rollte, wie von den Vereinsoberen versprochen. Das Ende in Wilkenburg war für Rudi Seedler weniger rühmlich, ein Teil der Mannschaft rebellierte gegen ihn, und der Vorstand setzte den Trainer frei, statt sich von den Rebellen zu trennen. Die Folge: die Mannschaft stieg zweimal ab.
Dass für Rudi Seedler, seit 1990 in Schulenburg zu Hause, das menschliche Alter nicht die entscheidende Rolle einnimmt, wird daran deutlich, dass er nach wie vor als Beamter des Landes Niedersachsen Tag für Tag seinen Verpflichtungen nachgeht. "Ich habe um drei Jahre im beiderseitigem Einvernehmen verlängert", sagt er. Aber am Ende dieses Jahres werde Schluss sein. Dann war er 53 Jahre im Öffentlichen Dienst tätig gewesen.
Nun denn, beim TSV Pattensen steht er weiter seinen Mann, und es ist zur Zeit nicht davon auszugehen,dass dise ungewöhnliche Konstellation demnächst Vergangenheit sein wird.
Hemmingen, Laatzen, Pattensen und Sarstedt
informiert werden? ->>> KLICKE "GEFÄLLT MIR"!