Pattensen
Dienstag, 31.12.19 - 09:00 Uhr

Ramona Schumann: "Ich arbeite von Herzen gern als Bürgermeisterin."

Pattensens Verwaltungschefin blickt zurück, aber auch nach vorn

Ramona Schumann im Blick zurück: "Würde vieles wieder so machen."R. Kroll

Ramona Schumann, seit 2014 die Bürgermeisterin der Stadt Pattensen, spricht mit dem LeineBlitz rückblickend auf ihre bisherige Amtszeit, auf das heute zu Ende gehende Jahr, über die Herausforderungen und Chancen sowie über ihre persönliche Zukunft als Bürgermeisterin dieser Stadt. Ihre Aussage: "Ich arbeite von Herzen gern als Bürgermeisterin."

PATTENSEN. 

Frau Schumann, was hat Sie als Bürgermeisterin 2019 besonders in der Stadt Pattensen beeindruckt?

 

Einiges, aber vor allem die Arbeit der Ernst-Reuter-Schule, die zu einer Art Vorreiterin der Aktion Schule 2040 in Niedersachsen geworden ist. Sie hat an einem zukunftsorientiertem pädagogischen Konzept gearbeitet und ist stringent an das Thema herangegangen, was ich sehr beeindruckend finde. Ich habe viel Kontakt zu den Pattenser Jugendlichen, die sehr aktiv sind. Und ich freue mich darüber, wie sich unser neues Jugendparlament aufgestellt und entwickelt hat und dass es viel von uns einfordert.

 

Ist aus Ihrer Sicht 2019 etwas auf der Stecke geblieben?

 

In der Stadtentwicklung wünsche ich mir immer noch das integrierte Stadtentwicklungskonzept für strategischere und politisch nachhaltigere Beschlüsse, denn das betrifft viele Bereiche. Zudem wünsche ich mir manches Mal mehr Respekt im Umgang miteinander.

 

Pattensen steht kurz vor Erreichen der 15 000-Einwohner-Grenze. Was bedeutet das für die Stadt?

 

Bis zu den 15 000 Einwohnern ist es nicht mehr weit und ich freue mich, dass Pattensen als attraktiver Wohnort gilt. Die steigende Einwohnerzahl sehe ich trotzdem mit gemischten Gefühlen, denn das bedeutet, dass wir in der Infrastruktur nachziehen müssen. Dabei geht es vorrangig um Kinder- sowie Seniorenbetreuung. Die Anforderungen an Qualität und Quantität werden steigen, ebenso die Anforderungen an die Stadtverwaltung und ihr Dienstleistungsangebot. Ich nehme wahr, dass sich die Bereitschaft, sich für die Allgemeinheit zu engagieren, verändert. Die Anforderungen an die Verwaltung sind inzwischen andere, sie muss viel mehr leisten als noch vor 15 oder 20 Jahren.

 

Pattensen ist ein bevorzugter Wirtschaftsstandort. Gibt es noch Luft nach oben?

 

Ja. Wir versuchen seit acht Jahren das Gewerbegebiet Pattensen-Süd weiter zu entwickeln. Es gibt viele Interessenten, die entweder dort neu bauen oder als ansässiges Pattenser Unternehmen eine Betriebserweiterung wollen. Dort könnten bis zu 16 Hektar zur Verfügung stehen - wenn der Hamster nicht wäre. Für eine Umsiedlung bekommen wir von der Naturschutzbehörde aber keine Genehmigung. Wir arbeiten nun mit einem Partner an einer alternativen Lösung. Das werde ich 2020 mit Nachdruck weiter verfolgen - es wird ein also weiter Thema sein. Unsere Einnahmen aus der Gewerbesteuer - das ist eine Gewinnsteuer - sind in Pattensen hoch. Wir haben einen guten Branchenmix, so dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass wir drastische Einnahmeeinbußen in der Gewerbesteuer hinnehmen müssen, weil kaum alle Branchen auf einmal Gewinneinbrüche haben werden. Dennoch sind wir natürlich Schwankungen ausgesetzt.

 

Wie ist die Situation für neue Wohngebiete?

 

Wir haben mit der Volksbank eine Baulandentwicklungsgesellschaft gegründet, an welcher wir als Stadt mit Mehrheit beteiligt sind. Damit wollten wir unter anderem sicherstellen, dass nicht nur Fremdfirmen hier ihr Geld mit Baulandentwicklung verdienen, zumal die Folgekosten der Infrastruktur bei der Stadt Pattensen verbleiben. Erste Entwicklungen wie im Ortsteil Schulenburg werden nun beginnen. Auch im Bereich Mühlenfeld in Pattensen-Mitte mit etwa zehn Hektar Land ist eine Entwicklung durch die Gesellschaft geplant. Wir benötigen zudem bezahlbaren Wohnraum, für jungen Menschen, Familien oder auch um damit unter anderem Arbeitnehmer an ihren Arbeitgeber zu binden beziehungsweise lange Pendelzeiten zu vermeiden.

 

Wie gut oder weniger gut steht es in Pattensen um die Öffentlichen Personennahverkehr?

 

Gut wäre die Verlängerung der Stadtbahn von Hemmingen nach Pattensen. Aber es wird gesagt, die mögliche Trasse sei verbaut. Ich habe vor, Alternativen zu bisherigen Trassenführung abzufragen. Überdies brauchen wir bessere Anschlüsse des Busverkehrs zu den Bahnhöfen in Bennigsen und Rethen beziehungsweise für unsere südlichen Ortsteile nach Sarstedt oder Nordstemmen. Auch für Schloss Marienburg müsste es einen besseren Anschluss geben, das Schloss wird von Hannover aus intensiv beworben und stark besucht. Und zudem will ich das Konzept der Tarifzonen noch einmal hinterfragen.

 

Ein Rückblick auf ihre fünf Jahre Amtszeit als Bürgermeisterin. Zufrieden?

 

Ja. Es ist unglaublich viel passiert, und diese fünf Jahre sind sehr schnell vorbeigegangen. Es ist in der Stadt viel bewegt worden wie der Neubau der Ernst-Reuter-Schule, der Rathausneubau und die Altstadtsanierung mit dem neuen Marktplatz. Die Aufarbeitung der Jahresabschlüsse, die Neuorganisation der Verwaltung, die jetzt erst richtig umgesetzt werden muss, die Unterbringung der Flüchtlinge, die Aufbereitung des Eigenbetriebs Wasserversorgung, die vielen neuen Kinderbetreuungsmöglichkeiten, das Verfahren Grundschule Pattensen-Mitte, der Aufbau der Wirtschaftsförderung, die Azubi-Messen mit der KGS, die Sanierungsfälle zum Beispiel im Pattenser Bad mit dem noch laufenden Förderantrag, die Gründung des Jugendparlaments oder das Straßenzustandskataster - das ist das, was mir spontan einfällt. Es gab allerdings auch Probleme und schwere Schritte.

 

An welches denken Sie besonders?

 

An den Ratsbeschluss, die Leinetalschule in Jeinsen zu schließen. Das war für mich die bislang schwierigste Entscheidung. Ich bin der Interessengemeinschaft Leinetalschule sehr dankbar dafür, dass sie stets am Austausch interessiert war und mein Amt von meiner Person zu unterscheiden wusste, was einen gegenseitigen respektvollen Umgang trotz aller Kontroverse ermöglicht hat. Das ist bei emotionalen Themen nicht immer selbstverständlich.

 

In zwei Jahren ist wieder Bürgermeisterwahl. Werden Sie wieder kandidieren?

 

Eine erneute Kandidatur werde ich zunächst mit der Familie besprechen. Wir haben jetzt unsere Erfahrungen gesammelt und wissen ziemlich gut, was auf uns zukommt. Denn ohne die volle Unterstützung von zu Hause ist ein solches Amt einfach nicht zu leisten. Wir werden das gemeinsam entscheiden. Mein Rückblick auf die zurückliegenden fünf Jahre ist insgesamt sehr positiv. Ich würde vieles wieder so machen. Ich genieße zudem eine sehr gute Unterstützung durch die Stadtverwaltung; die Fachbereiche sind mir eine große Hilfe. Schließlich kann ich fachlich nicht alles wissen. Das Personal ist - trotz mancher Widrigkeiten zum Beispiel durch den Fachkräftemangel - in unserem Rathaus sehr engagiert und fachlich gut aufgestellt. Die Zusammenarbeit macht mir große Freude und ist auch für mich persönlich ein großer Motivator. Ich arbeite von Herzen gerne als Bürgermeisterin.

 

 

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