Lesemann: „Einigung enthält viele positive Vorhaben“
PATTENSEN.
Der so genannte Niedersächsische Weg ist eine bundesweit einmalige Vereinbarung, die die Landesregierung mit Landvolk, Landwirtschaftskammer sowie den Naturschutzverbänden Nabu und BUND geschlossen hat. Ziel ist ein besserer Arten- und Naturschutz. Ein entsprechender Gesetzentwurf soll noch in diesem Jahr im Landtag beschlossen werden.
Wie dieser neue Gesellschaftsvertrag von den hiesigen Landwirten umgesetzt wird, was sie ohnehin schon tun und wie sie diesen Weg finden, darüber sprachen die für Laatzen, Pattensen und Sehnde zuständige SPD-Landtagsabgeordnete Dr. Silke Lesemann und Volker Hahn, Vorsitzender des Landvolkkreisverbandes Hannover mit der Familie Meier, die einen landwirtschaftlichen Betrieb in Pattensen betreibt.
Der Niedersächsische Weg beinhaltet unter anderem folgende Vorhaben: breitere, naturbelassene Gewässerrandstreifen, die Reduktion chemischer Pflanzenschutzmittel, mehr Ökolandbau, klimaschonende Bewirtschaftung (Moorgebiete), Biodiversität in den Wäldern, Biotope, Landschaftselemente wie Hecken, Baumreihen, Alleen, mehr Insekten- und Artenschutz und ökologische Beratung für Landwirte sowie die Errichtung eines 1000 Hektar großen Wildnisgebiets im Solling bis 2028. Auch wenn es noch Unstimmigkeiten im Detail mit den Naturschutzverbänden gibt, lobte Silke Lesemann den Niedersächsischen Weg.
"Das Abkommen ist etwas Besonderes, das es bislang nur in Niedersachsen gibt", sagte sie. Sie hoffe, dass von der Vereinbarung auch eine Strahlkraft auf andere Bundesländer ausgehe. Hahn, dessen Interessenverband mit am Verhandlungstisch sitzt, zeigte sich mit den Ergebnissen sehr zufrieden und wirbt bei den Landwirten - auch bei diesem Besuch - in der Region Hannover um Akzeptanz. "Die erzielte Einigung enthält viele positive Vorhaben. Dabei ist es gut, dass die Landwirte das nicht einseitig tragen müssen, sondern alle Beteiligten - und außerdem Geld dafür von der Politik zur Verfügung gestellt wird", betonte Hahn.
Das Land Niedersachsen will 120 Millionen Euro in den kommenden vier Jahren für den Niedersächsischen Weg in den Haushalt einstellen, berichtete Lesemann. Außerdem solle die Wasserentnahmegebühr leicht erhöht werden, um so die Randstreifen an Gewässern zu finanzieren. Die Familie Meier, die unter anderem Getreide, Mais und Rüben anbaut und Angus-Rinder hält, bewirtschaftet insgesamt 150 Hektar ; 10 Hektar verwendet sie davon für Brachflächen und Blühstreifen. Allerdings seien die Vorgaben der EU bei den Blühstreifen nicht ganz sinnvoll, kritisierte Susanne Meier. Die hiesigen Landwirte müssten eine Mischung verwenden, von der nicht alles wächst und blüht. "Man müsste den Mix verändern dürfen, weil die Böden regional unterschiedlich sind. Was bringt es der Natur, wenn wir Blühstreifen aussäen, aber dabei nicht das ganze Potenzial erreichen können?, fragte Meier.
Beim Thema Pflanzenschutz habe ihr Betrieb durch neue Technologien bereits ein Drittel an chemischen Pflanzenschutzmitteln einsparen können, erläuterte ihr Sohn Thomas Meier. Mit neuen GPS-gesteuerten Maschinen lasse sich der Pflanzenschutz viel präziser auftragen, was zu Einsparungen führe. Ansonsten gelte für sie beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Unkrautvernichtern: "So wenig wie möglich, nur so viel wie nötig". Diese Einstellung beobachte er bei den meisten Landwirten in Niedersachsen, berichtete Hahn, der selbst Landwirtschaft betreibt. "Die Haltung der meisten Landwirte hat sich in den vergangenen Jahren geändert: Sie wollen so schonend wie möglich im Einklang mit der Natur arbeiten und die Natur und die Artenvielfalt schützt", so Hahn. Das Grundproblem sei bisher immer gewesen: der Natur- und Artenschutz sei für die Landwirte teuer gewesen, da er die Anbaufläche verringere und Arbeitskraft koste. "Die Landwirte haben ohnehin mit hohen Preisschwankungen und niedrigeren Erlösen durch Preisverfall zu kämpfen - deshalb ist es gut, dass sie über den Niedersächsischen Weg Unterstützung erhalten", so der Landvolk-Vorsitzende.
Bei der späteren Umsetzung des Niedersächsischen Wegs sollen die Meiers und ihre Berufskolleginnen- und kollegen in der Region mit der unteren Naturschutzbehörde und der Ökologischen Station Mittleres Leinetal zusammenarbeiten. "Die Ökologische Station befindet sich in unmittelbarer Nähe in Laatzen und leistet hervorragende Arbeit", sagte Lesemann.
Gute Erfahrung haben die Meiers in den vergangenen mit der Direktvermarktung gemacht: Seit rund zwei Jahren vertreiben sie in ihrem Hofladen neben Gemüse, Obstsäften und anderen Produkten auch das Fleisch ihrer Angus-Rinder, die in Freilandhaltung leben. "Viele unserer Kunden essen mittlerweile lieber weniger Fleisch, aber dafür gutes von Tieren, deren Herkunft und Haltung sie kennen", sagte Meier. Lesemann, die kürzlich bereits bei einem landwirtschaftlichen Betrieb in Sehnde zu Gast war, zog nach dem Besuch ein positives Fazit. "Dialog ist die Lösung. Die gute Resonanz der Landwirte bestärkt mich darin, dass der Niedersächsische Weg der richtige ist."
Hemmingen, Laatzen, Pattensen und Sarstedt
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