„Tarn-App“ gegen häusliche Gewalt: Innovative Hilfe für Betroffene in Not
Der SPD-Bundestagsabgeordnete Matthias Miersch und sein Abgeordnetenkollege Martin Schulz setzen sich für Innovationsvorhaben einer "Tarn-App" gegen häusliche Gewalt ein, die in einem interdisziplinären Projekt in der Region Hannover getestet werden soll.
REGION.
Die Initiative "Gewaltfrei in die Zukunft" entwickelt als Projektträger gemeinsam mit Partnern wie dem Landeskriminalamt Niedersachsen eine "Tarn-App" für von häuslicher Gewalt Betroffene. Für dieses Projekt bringt der Trägerverein Akteure aus verschiedenen Bereichen zusammen, die ihre Kräfte bündeln um besser gegen häusliche Gewalt vorgehen zu können. So ist neben dem Landeskriminalamt Niedersachsen auch die Polizeidirektion Hannover sowie die Berliner Initiative gegen Gewalt an Frauen involviert. Die Region Hannover fungiert als Standort für die Entwicklung und Erprobung der App in der Pilotphase. Die Idee der Initiatorin Stefanie Knaab wurde im Zuge des Hackathons der Bundesregierung für das Solution Enabler Programm für besonders förderwürdige Projekte ausgewählt.
Das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz plant, dieses Innovationsprojekt in den Jahren 2021 bis 2023 mit insgesamt 1,698 Millionen Euro zu fördern. Eine entsprechende Ermächtigung sieht der am 26. November im Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestags beratene Bundeshaushalt vor, der noch vom Bundestag beschlossen werden muss.
Miersch und Schulz, denen das Projekt im Frühsommer vorgestellt wurde und es seitdem unterstützen, betonten dessen Wichtigkeit: "Besonders vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie und größerer damit einhergehender sozialer Isolation vieler Menschen sowie gestiegener häuslicher Gewalt hinter verschlossenen Türen, bin ich froh, dass mit der "Tarn-App" nun ein richtungsweisenden Projekt für den Schutz von Opfern häuslicher Gewalt gefördert werden soll. Ich hoffe, dass das niedrigschwellige Angebot in Form der App dabei möglichst vielen Betroffenen helfen wird, in einem geschützten Raum notwendige Beweise für die Überführung der Täter zu sammeln", so Matthias Miersch. Martin Schulz: "Mir ist das Problem der häuslichen Gewalt aus meiner Zeit als Bürgermeister noch sehr bekannt. Vor allem ist mir die Ohnmacht bekannt, die man verspürt, wenn man die Täter aus Mangel an Beweisen nicht verurteilen kann. Eine Tarn-App bietet die Möglichkeit dies zu ändern. Meine Hoffnung ist, dass die App einen Beitrag dazu leistet, dass wir die Gewaltspirale brechen, die durch häusliche Gewalt entsteht, und dass Täter häufiger überführt werden."
Die "Tarn-App" soll auf dem Smartphone nicht ohne weiteres erkennbar sein und somit Betroffenen ein sicheres, geschütztes und jederzeit verfügbares Hilfsangebot bieten. Ziel der App ist es, Betroffene dabei zu unterstützen, sich selbst aus ihrer Situation zu befreien - die App bietet somit Hilfe zur Selbsthilfe. Unter anderem soll ein lautloser Notruf in akuten Gefahrensituationen über die App möglich sein. Betroffene können ein verstecktes Gewalttagebuch führen und Verletzungen in einem gesicherten Protokoll gerichtsfest dokumentieren. Ebenso soll die App einen Wegweiser sowie soziale, juristische und psychologische Informationen bieten. Die Auswirkungen der Einführung des Innovationsvorhabens werden Gegenstand sozialwissenschaftlicher Begleitforschung sein.
Hemmingen, Laatzen, Pattensen und Sarstedt
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