Keine Emotionen, wenig Angriffslust

REGION. 

Die etwa 45 Minuten andauernde Vorstellungsrede Brockmanns hat die Unions-Mitglieder weder von den Sitzen gerissen noch in Laune gebracht. Der Kandidat soll und will Amtsinhaber Hauke Jagau (SPD) ablösen und die Regionsverwaltung in die Zukunft führen. Von Euphorie war darüber nichts zu spüren, ganz im Gegenteil: in den hinteren Reihen entwickelte sich während der Rede Brockmanns immer wieder ein Eigenleben in Form mehr oder weniger lauten Getuschel.

Sachlich zählte der ehemalige Polizeipräsident von Hannover die Dinge auf, die er nach der Wahl am 25. Mai anders haben möchte. Als es um den Stand der Regionskliniken und um die Müllreform ging, wurde Brockmann etwas munterer - und heimste dafür endlich den Beifall der Parteibasis ein. In Sachen Müllreform habe die Regionsverwaltung ihre Hausaufgaben nicht gemacht, meint der Kandidat.

Axel Brockmann spricht an diesem Abend Themen wie Öffentlicher Personennahverkehr, die Infrastruktur der Region Hannover, Berufsschulen, Regionskliniken, Müllreform, Bildung, Wohnen in der Region, Attraktivität der Region Hannover, Arbeitsplätze und auch Sparmöglichkeiten an. "Der Personalstand der Regionsverwaltung ist um ein Drittel auf 2500 gestiegen", sagte Brockmann. "Trotz optimaler Rahmenbedingungen hat die Region 850 Millionen Euro Schulden. Die Möglichkeiten des Abbaus sind nicht ausreichend genutzt worden."

Zu Beginn der Mitgliederversammlung stellte sich der Landesvorsitzende der Union, David McAllister, hinter Axel Brockmann. "Es ist Zeit für den Wechsel", sagte er in Hinblick auf die Wahl des Regionspräsidenten. Dafür sei Axel Brockmann der Richtige. "Er hat als Polizei-Präsident gezeigt, dass er mutig ist und er hat entsprechende Entscheidungen getroffen."

Für McAllister ist klar: "Die SPD hat einige falsche Entscheidungen getroffen wie bei den Regionskrankenhäusern, dem Zoo und der Müllbeseitigung." Neben der vollen Unterstützung für Axel Brockmann sprach der frühere Ministerpräsident Niedersachsens als Spitzenkandidat der deutschen Christdemokraten bei der Europawahl am 25. Mai über die Aussichten der Europäischen Union. 

Noch hat Axel Brockmann dreieinhalb Monate Zeit, sein Profil zu schärfen. Wahlkampftingelei über die Dörfer allein wird nicht ausreichen, die Wähler zu überzeugen. Die erwarten keine geschliffenen Reden, dafür aber neben Sachverstand vor allem Begeisterung. Er wird keinen hinter dem oft zitierten Ofen hervorlocken, wenn er wie heute Abend das Krankenhaus-Management als unprofessionell hinstellt, die fehlende Transparenz der Regionsverwaltung oder mehr Sicherheit im Öffentlichen Personennahverkehr einfordert.

Axel Brockmann wäre falsch beraten, wenn er Hemmungen zeigt, seine Kampfbereitschaft über alles andere zu stellen. Wenn er Regionspräsident werden will, darf er nicht nur Wind säen, ein wenig Sturm müsste schon dabei sein.