Sarstedt
Mittwoch, 30.03.16 - 14:41 Uhr

Absage für einen zweiten Markttag in Sarstedt

Ratsgruppe aus SPD, Unabhängigen und Bündnisgrünen fällt Entscheidung

Dr. Karl-Heinz Esser, Sprecher der Mehrheisgruppe im Sarstedter Rat, lehnt einen zweiten Wochenmarkttag in Sarstedt ab.

SARSTEDT. 

In einem aktuellen Antrag fordert die CDU-Stadtratsfraktion die Einführung eines zweiten Marktages in Sarstedt und eine entsprechende Änderung der Marksatzung. "Der zusätzliche Marktag wäre eine flankierende Maßnahme zur nachhaltig wirkenden Innenstadtbelebung und Existenzerhaltung der dort angesiedelten Unternehmen und der Gastronomie" lautet die Begründung wörtlich. In einer ergänzenden Mitteilung thematisiert die CDU weiterhin die Holztorstraße als zusätzlichen Marktstandort und darüber hinaus sogar einen 14-tägigen Wechsel zwischen dem jetzigen Standort des Marktes in der Steinstraße und dem neu angedachten.

 

Für den Sprecher der Mehrheitsgruppe SPD-Unabhängige-FDP, Dr. Karl-Heinz Esser (SPD), ist die Diskussion über die Einführung eines zweiten Marktages nichts Ungewohntes. Dies bestätigt auch der Vorsitzende der Gemeinschaft für Handel und Gewerbe, Sarstedt e.V. (GHG), Roger Olbinsky: "Dies ist kein neues Thema. Die Idee wurde schon vor einigen Jahren diskutiert.".

 

Esser sieht in der aktuellen Initiative des politischen Mitbewerbes reines Wahlkampfgeplänkel, ohne fundierte Recherchen und ohne Bürgerdialog: "So etwas geht gar nicht!" Nach fast fünf Jahren an der Spitze der größten Ratsfraktion und als Sprecher der jeweiligen Mehrheitsgruppe weiß Esser nur zu gut, dass bei der Vorbereitung oder der Bewertung von Anträgen, die in den Ratsgremien beraten werden sollen, stets alle Seiten gründlich abzuklopfen sind. Auf den aktuellen Antrag der CDU bezogen stellt die Gruppe SPD-Unabhängige-FDP daher unter anderem folgende Fragen: 1. Was sagen die GHG und das StadtMarketing Sarstedt e.V. dazu? 2. Wie schätzen die Marktbeschicker selbst die Situation ein? 3. Wie sieht die Meinung der Bürgerinnen und Bürger dazu aus?

 

GHG und Stadtmarketing bestätigten Esser auf Anfrage jeweils unabhängig voneinander, dass es im Vorfeld der CDU-Initiative keine Gespräche mit ihnen gegeben hat. Der 1. Vorsitzende des Stadtmarketings, Karl-Heinz Forster, betrachtet die Initiative auch entsprechend skeptisch: "Aufgrund meiner Kontakte und Gespräche mit Händlern und Kunden, verstehe ich den Markt als ein besonderes Angebot zu Beginn des Wochenendes. Der Markt wird freitags gezielt von Menschen aus der Stadt und dem Umland besucht, um gute und marktfrische Waren fürs Wochenende zu kaufen. Die Marktbesucher läuten am Freitag quasi das Wochenende ein und besuchen auch zum Teil zusätzlich Gaststätten und Kaffees. Der Freitagsmarkt in der Steinstraße ist eine gute und etablierte Einrichtung, an der ich nichts verändern würde. Im ersten Moment erscheint es verlockend, einen zweiten Markttag zu haben. Doch dann stellt sich die Frage: besteht überhaupt Bedarf? Gab es Wünsche und Anregungen Seitens der Händler und Kunden? Würde ein zweiter Markttag den Händlern und Kunden wirklich Nutzen bringen? Die meisten Händler haben während des Wochenverlaufs feste Standplätze an verschiedenen Orten. Ein zusätzlicher Markttag in Sarstedt wäre für sie schwer oder gar nicht beschickbar. Und würden die Kunden innerhalb der Woche auch zweimal auf dem Markt einkaufen? Würden sie dann auch mehr einkaufen? Ich vermute, eher nicht! Das wöchentliche Marktbudget würde jetzt auf zwei Tage verteilt werden. Unser Markt ist bezüglich der Anzahl an Händlern und Kunden noch recht übersichtlich und kompakt. Durch einen zweiten Tag könnte er an Größe und Angebotsvielfalt verlieren. Darunter könnte dann auch das bisherige attraktive Gesamtbild leiden. Entsprechend meiner Darstellung erübrigt sich auch die Frage nach einem zweiten Standort für einen Wochenmarkt. Egal ob in der Holztorstraße oder anderswo - never change a running system."

 

Der Vorsitzende der GHG, Roger Olbinsky, reagiert ebenfalls zeitnah auf Essers Anfrage. Auch Olbinsky erteilt dem Standort Holztorstraße eher eine Absage: "Der Standort in der Innenstadt muss festliegen. Standortwechsel verunsichern den Verbraucher." Ferner weist Olbinsky darauf hin, dass eine dauerhaft freie Zufahrt zur Innenstadt ohne blockierte Straßen für den Handel überlebenswichtig ist. Unter der Prämisse, dass es an einem zusätzlichen Markttag in Sarstedt "ein komplett anderes Waren-/ Produktangebot geben würde, um den Freitagsmark nicht zu gefährden" wird Erstgenannter von der GHG aber immerhin noch höflich als "interessant" eingestuft.

 

Inhaltlich gehen die Vorstellungen der CDU-Ratsfraktion in Sachen zweiter Markttag allerdings in eine ganz andere Richtung: "Gemeinsam erhalten somit Marktbeschicker und interessierte ansässige Unternehmen eine zusätzliche Chance, dem gegenwärtigen Konkurrenzdruck erfolgreich und nachhaltig entgegenwirken zu können." Aber schätzen die Marktbeschicker selbst die Situation genau so ein, fragt Esser? Nach Auskunft von Heidi Weise (FDP), die selbst einen Stand auf dem Sarstedter Wochenmarkt betreibt und als eine von mehreren Bürgervertreter(inne)n in der Gruppe SPD-Unabhängige-FDP mitarbeitet, wurden auch die Marktbeschicker von der CDU bislang weder informiert noch befragt. "Hierüber herrscht großes Unverständnis unter meinen Kolleginnen und Kollegen auf dem Wochenmarkt", so Weise weiter.

 

Karl-Heinz Esser hat in diesem Zusammenhang auch nachgefragt, ob es von Seiten der Stadtverwaltung schon einmal eine Umfrage unter den Marktbeschickern gegeben hat, inwieweit diese überhaupt an einem anderen Wochentag zur Verfügung stehen würden. Die Antwort von Stadtkämmerer Ernst Müller, der von Amts wegen für den Sarstedter Wochenmarkt zuständig ist, fällt kurz aber deutlich aus: "Die Verwaltung hat die Marktbeschicker schon einmal angesprochen. Die Mehrzahl hat sich gegen einen zweiten Markttag ausgesprochen."

 

Über Weise hat Gruppensprecher Esser nun von einer neuerlichen Umfrage der Stadtverwaltung unter allen Betreibern von Ständen auf dem Wochenmarkt erfahren. Esser: "Auf das Ergebnis bin sicherlich nicht nur ich gespannt!" Resümierend bleibt Karl-Heinz Esser bei der Einstufung des Antrags seiner christdemokratischen Ratskollegen als "Wahlkampfgeplänkel" und betrachtet deren Vorgehensweise besonders vor dem aktuellen gesellschaftlichen Hintergrund als kritisch: "Gerade der so häufig fehlende Dialog führt allgemein zu einer zunehmenden Entfremdung von Regierenden und Regierten. Erst wenn sich die Politik wieder für die Meinungen der Menschen interessiert, interessieren die sich auch wieder für Politik. Das gilt auch für die Kommunalpolitik. Die Sarstedter CDU hat hier ihre Hausaufgaben ganz offensichtlich nicht gemacht."

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