Hermann Rappe ist jetzt Ehrenbürger der Stadt Sarstedt
Dr. hc mult. Herman Rappe schloss seine ebenso tiefsinnige, informative, unterhaltsame, mahnende und hier und da auch launige Rede mit einem Zitat aus dem Alten Rom: "Wehren muss man sich am Anfang, danach ist es zu spät." Damit will der neue Ehrenbürger der Stadt Sarstedt nichts anderes sagen als das: "Gebt acht auf die AfD sowie andere Links- sowie Rechtsradikale." Zuvor war der 87-Jährige zum Ehrenbürger der Stadt Sarstedt ernannt worden, neben dem anwesenden Jürgen Jacobi der zweite noch lebende Ehrenbürger der Stadt. Zudem hat sich Rappe in das Goldene Buch der Stadt Sarstedt eingetragen.
SARSTEDT.
Sichtlich beeindruckt von der hohen Ehre ging Hermann Rappe an das Mikrofon. Er hatte heute Abend viel aus seinem 1929 in Hann. Münden begonnenden Leben zu erzählen. "Ich stamme aus einer sozialdemokratischen Arbeiterfamilie und hatte sechsundvierzig Cousins. In der Nazizeit saßen davon immer vier bis fünf im Gefängnis." Überhaupt habe ihn die Zeit zwischen 1933 und 1945 geprägt. "Im April 1945 habe ich mich vor den Nazis im Wald versteckt, bis der Krieg vorbei war und die Amerikaner kamen."
Hermann Rappe machte deutlich, dass er den Kommunismus und die Diktatur jeglicher Art ablehnt. Die Sozialdemokratie war für ihn der einzig richtige politische Weg. Dazu kommt sein Einsatz für die Gewerkschaft. "Ob ich zuerst Sozialdemokrat sei oder Gewerkschaftler, das bin ich einmal gefragt worden", sagte Rappe. Seine Antwort: "Sozialdemokrat, denn die Gewerkschaften sind ohne die Sozialdemokratie nicht in dieser Form möglich."
Als Bundestagsabgeordneter und Gewerkschaftssekretär hat Hermann Rappe - bezeichnet sich selbst als liberalen Sozialdemokraten der linken Mitte, der 1. Mai sei für ihn der höchste Feíertag im Jahr - viel zum deutschen Gemeinwesen beigetragen. Rappe hat seinen Anteil daran, dass die Bundesrepublik Deutschland heute das ist, was sie ist: ein freiheitlicher Rechtsstaat. Als seine Vorbilder bezeichnet er Kurt Schumacher, erster Parteivorsitzenden der SPD nach dem Zweiten Weltkrieg, Konrad Adenauer, erster Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, sowie Hans Böckler, deutscher Politiker und Gewerkschaftler.
Bürgermeisterin Heike Brennecke erklärte, dass der Anstoß zu dieser heutigen Ehrung vom DGB-Ortsverband Sarstedt gekommen sei. Der Rat der Stadt habe diesen Antrag einstimmig angenommen. "Ehrenbürger gibt es in den Städten sehr wenige, deshalb gehen alle sehr vorsichtig damit um", sagte Heike Brennecke. Die Bürgermeisterin zeigte den Lebensweg Rappes auf und betonte unter anderem "sein überragendes politisches Engagement." Er habe nie den Kompromiss gescheut, wenn er nötig war, allerdings habe er keine faulen Kompromisse geschlossen. Hermann Rappe genieße in der Sarstedter Bevölkerung ein sehr hohes Ansehen.
"Hermann Rappe war einer der Kollegen, auf die wir uns immer verlassen konnten", sagte der SPD-Landtagsabgeordnete Markus Brinkmann. "Große Visionen sind ihm fremd. "Er hat es oft gewagt, ungewohnte Wege zu gehen und ebenso ungewohnte Ideen zu entwickeln." Rappe sei ein Mann des Ausgleichs, der Mitte und der Toleranz.
"Ich habe viele Auszeichnungen und Ehrungen bekommen", sagte später Hermann Rappe gegenüber den etwa 60 Anwesenden, darunter viele Wegbegleiter. "Aber diese Ehrenbürgerschaft berührt mich, sie ist für mich eine besondere Auszeichnung." Er betonte, dass er nichts von Besserwissern an den Straßenecken halte, sondern dass sich die Menschen in die Gesellschaft einbringen sollten.
Herman Rappe ist von 1972 bis 1998 Bundestagsabgeordneter für denWahlbereich Hildesheim, wohnt seit 40 Jahren in Sarstedt. Von 1953 an wirkt er als hauptamtlicher Mitarbeiter bei der Industriegewerkschaft Chemie-Papier-Kreamik. Beim Gewerkschaftstag 1966 wählen ihn die Delegierten in den geschäftsführenden Hauptvorstand, 1978 wird er stellvertretender Vorsitzender die IG Chemie-Papier. Von 1982 an steht Hermann Rappe als Vorsitzender an der Spitze dieser Gewerkschaft. Im selben Jahr wird er zum Vizepräsidenten der Internationalen Föderation von Chemie,- Energie- und Fabrikarbeiterverbänden gewählt und seit 1988 ist er deren Präsident. Ebenfalls 1988 ist er der Präsident der Europäischen Föderation von Chemiegewerkschaften geworden.
Mit dem Großen Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland wird Rappe 1979 ausgezeichnet, seit 1985 ist er Ehrensenator der Medizinischen Falkultät der Universität Hannover und der Medizinischen Hochschule Hannover. Im November 1988 erhält er die Ehrendoktorwürde der Hochschule für Erziehungs-, Sprach- und Kulturwissenschaften Hidesheim und 1992 die Ehrendoktorwürde der Juristischen Falkultät der Universität Göttingen.
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