Polizei stellt Kriminalstatistik 2016 für die Region Hannover vor
REGION.
Ein deutlicher Anstieg bei Gewaltdelikten und im Bereich des Diebstahls von Kraftfahrzeugen, Rückgänge beim Einbruchsdiebstahl aus/an Kraftfahrzeugen, stagnierende Zahlen beim Wohnungseinbruchsdiebstahl und eine über dem Landestrend liegende Gesamtaufklärungsquote von 62,12 Prozent - dieses Bild zeichnen kurz zusammengefasst die Zahlen des vergangenen Jahres, die Polizeipräsident Volker Kluwe und Polizeivizepräsident Jörg Müller heute mit der Vorstellung der Kriminalstatistik 2016 für die Polizeidirektion Hannover präsentiert haben.
Gesamtzahlen der Straftaten: Die in der Region registrierten Straftaten liegen 2016 bei 121.698. Mit einer leichten Zunahme von 0,48 Prozent (579 Taten) liegt die Gesamtzahl auf einem ähnlichen Niveau wie im Vorjahr (121.119). Die stärksten Fallzahlsteigerungen zeigen sich bei den Körperverletzungsdelikten mit einem Plus von 1.003 (9,3 Prozent) auf 11.789, bei den Fahrzeug-Komplettentwendungen mit einem Plus von 86 (11,44 Prozent) auf 838 sowie im Bereich Gewalt gegen Polizeibeamte mit einem Plus von 177 (30,26 Prozent) auf 762.
Auch bei den Verstößen gegen das Aufenthalts- und Asylverfahrensgesetz verzeichnet die Polizeidirektion von 2015 auf 2016 einen erneuten Anstieg von 195 auf 3.817. Dieser ist im Wesentlichen auf einen Zuwachs in dem Deliktsfeld der unerlaubten Einreise auf 1.009 (plus 401) zurückzuführen.
Aufklärungsquote: Nachdem sich die Gesamtaufklärungsquote bei knapp über 60 Prozent eingependelt hat, liegt sie 2016 mit 62,12 Prozent deutlich über dem Schnitt und sogar über dem Landestrend von 61,41 Prozent. 2016 wurden 75.598 der 121.698 Straftaten aufgeklärt - 2.116 mehr als im Vorjahr.
Kluwe erklärte, dass auch die "bereinigten Aufklärungsquoten" mit der Entwicklung Schritt halten. Sie lagen im vergangenen Jahr bei 55,68 Prozent (ohne die "100-Prozent-Delikte" Erschleichen von Leistungen und Ladendiebstahl) bzw. 53,98 Prozent (zusätzlich ohne die Verstöße nach dem Aufenthalts- und Asylverfahrensgesetz).
Tötungsdelikte: Bei den vorsätzlichen Tötungsdelikten (Mord und Totschlag) ist gegenüber dem Vorjahr ein Anstieg auf 58 (plus 20) feststellbar. 2016 lagen die entsprechenden Zahlen bei 47 Versuchen (acht Mordversuche) und elf vollendeten Taten (darunter vier Morde). 29 versuchte und neun vollendete Tötungsdelikte flossen 2015 in die Kriminalstatistik ein.
Sexualstraftaten: Das Deliktsfeld der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung präsentierte sich im letzten Jahr positiv mit rückläufigen Fallzahlen in nahezu allen Deliktsuntergruppen, bei einer leicht erhöhten Aufklärungsquote von 80,41 Prozent (2015: 79,45 Prozent). Die Polizeidirektion Hannover registrierte 2016 587 Straftaten - 65 (9,97 Prozent) weniger als im Jahr davor. Diese Entwicklung ist maßgeblich auf sinkende Fallzahlen bei der Verbreitung pornografischer Schriften um 35 auf 102 zurückzuführen.2016 wurden 148 Vergewaltigungen (plus ein Fall) an die Staatsanwaltschaft abgegeben, 143 Fälle von Kindesmissbrauch (minus elf) und 102 Fälle (minus 35) der Verbreitung pornografischer Erzeugnisse.
Raub: Im Jahr 2016 gingen 863 Raubtaten in die Statistik ein - ein fast identischer Wert zu 2015 mit 862 Taten. Gleichzeitig ist eine Erhöhung der Aufklärungsquote um 1,21 Prozentpunkte auf 55,97 Prozent zu verzeichnen.
Im Einzelnen bedeutet dies: Rückläufige Zahlen beim räuberischen Diebstahl auf 203 (minus 25), bei den Raubüberfällen auf Geschäfte auf 61 (minus sechs), beim räuberischen Angriff auf Kraftfahrer auf acht (minus acht) und beim Handtaschenraub auf 49 (minus zwei). Eine Erhöhung zeigt sich hingegen im Deliktsfeld Straßenraub mit 362 Taten (plus 40).
Körperverletzung: Während sich die Fallzahlen 2014 auf 10.771 (plus 69) und 2015 auf 10.786 (plus 15) jeweils nur leicht erhöhten, ist für das vergangene Jahr ein deutlicher Anstieg auf 11.789 (plus 1.003) feststellbar. Diese Steigerung um 9,3 Prozent ergibt sich sowohl aus einem Anstieg der Fallzahlen der gefährlichen und schweren Körperverletzung um 348 auf 3.034 Taten, als auch aus einem Anstieg bei den vorsätzlichen leichten Körperverletzungsdelikten um 594 auf 8.214. Die Aufklärungsquote liegt in diesem Bereich bei 89,13 Prozent.
Diebstahl: Von 2012 bis 2015 stiegen die Fallzahlen in diesem Deliktsspektrum konstant an. 2015 registrierte die Behörde eine Erhöhung um 2.698 Fälle (plus 6,06 Prozent) auf 47.195 Diebstahlstaten. Wobei sich diese Steigerung hauptsächlich aus Zunahmen in den Bereichen des einfachen Diebstahls auf 25.429 (plus 1.786), aber auch des schweren Diebstahls auf 4.180 (plus 1.099) - und hier insbesondere beim schweren Diebstahl an/aus Kraftwagen auf 4.180 (plus 1.099) - ergeben hatte.
2016 präsentieren sich die Fallzahlen in einer anderen Konstellation: Für das Vorjahr ist bei den Diebstahlsdelikten erstmals wieder ein Rückgang um 1.585 Delikte auf 45.610 sichtbar. Die rückläufigen Zahlen sind insbesondere auf den Bereich des schweren Diebstahls auf 20.741 (minus 1.025) - und hier hauptsächlich des schweren Diebstahls an/aus Kraftfahrzeugen auf 3.671 (minus 509) -, aber auch auf den Bereich des einfachen Diebstahls auf 24.869 (minus 560) zurückzuführen.
Nicht so bei den sogenannten "Komplettentwendungen": Beim Diebstahl von Kraftwagen (ohne Motorräder) zeigte sich bereits 2015 ein Zuwachs um 27,67 Prozent (plus 163) auf 752 Taten. Dieser Trend setzte sich auch im vergangenen Jahr mit einem Anstieg um 11,44 Prozent (plus 86) auf 838 Taten fort. Aufgrund dieser Entwicklung geht die Polizeidirektion Hannover neue, strategische Wege. Seit Dezember 2016 werden diese Delikte zentralisiert in der Ermittlungsgruppe (EG) Kfz beim Zentralen Kriminaldienst bearbeitet. "Auf langfristige Sicht versprechen wir uns insbesondere mit der Bündelung und Koordination polizeilicher Maßnahmen eine noch effizientere Arbeit der in diesem Deliktsfeld eingesetzten Beamtinnen und Beamte und damit schlussendlich eine Reduzierung der Fallzahlen sowie eine Erhöhung der Aufklärungsquote", so der Polizeivizepräsident Jörg Müller.
Eine zentralisierte Bearbeitung findet bereits seit gut drei Jahren beim Wohnungseinbruchdiebstahl, der in besonderer Weise das Sicherheitsempfinden der Bevölkerung belastet, statt. Nach einem eklatanten Anstieg 2013 auf 3.606 Taten (plus 824), hatte sich die Polizei Hannover zu diesem Schritt entschieden und die Ermittlungsarbeit in Stadt und Umland zentral auf Ermittlungseinheiten (EE) verteilt. Eine erste positive Änderung der Zahlen zeigte sich 2014 mit einem Rückgang um 558 auf 3.048 Taten und im Jahr darauf mit einem knapp dreiprozentigen Rückgang (minus 91) auf 2.957 Taten.
2016 bewegen sich die Fallzahlen bei diesem schwer aufzuklärenden Delikt mit 2.937 (minus 20 Taten) auf einem ähnlich hohen Niveau wie im Jahr davor, bei einer leicht rückläufigen Aufklärungsquote von 23,29 Prozent (Vorjahr: 25,77 Prozent). Der hohe Anteil, der im Versuch steckengebliebenen Wohnungseinbrüche von 42,78 Prozent in 2015 wurde im vergangenen Jahr mit 46,31 Prozent - der höchste Wert der letzten zehn Jahre - noch einmal getoppt und liegt damit erneut über dem Landestrend (40,20 Prozent). "Dass bei fast der Hälfte der Wohnungseinbrüche die Täter leer ausgehen verdeutlich einmal mehr, dass insbesondere technische Sicherungen eine große Wirkung entfalten können und Einbrecher abschrecken", so Volker Kluwe.
Betrug: 2016 war im Bereich der Betrugsdelikte ein Anstieg der Fallzahlen um 1.169 Fälle (plus 4,3 Prozent) auf 28.317 Taten zu verzeichnen, wobei sich einzelne Delikte uneinheitlich entwickelten. Der Waren- und Warenkreditbetrug stieg im vergangenen Jahr um 232 auf 5.460 Taten. Ebenso gab es Zuwächse beim Computerbetrug um 113 auf 205 sowie beim "Schwarzfahren" um 187 Fälle (1,76 Prozent) auf 10.827. Dem gegenüber stehen rückläufige Fallzahlen bei der Unterschlagung sowie bei sonstigen Betrugsarten. Die Aufklärungsquote liegt hier bei 85 Prozent (2015: 84,19) und damit über dem Landestrend (80,42 Prozent).
Rauschgiftkriminalität: Im vergangenen Jahr gab es 6.349 Rauschgiftdelikte und damit 127 mehr (plus 2,04 Prozent) als 2015. Der Anstieg dieses klassischen Kontrolldeliktes zeigt sich vorrangig im Bereich der allgemeinen Verstöße (plus 208 auf 5.035).
Anders bei den qualifizierten Taten, wie zum Beispiel dem illegalen Handel mit Betäubungsmitteln und der illegalen Einfuhr in nicht geringen Mengen: hier gab es 2016 einen zahlenmäßigen Rückgang um 81 Verfahren (minus 5,81 Prozent) auf 1.314. 2016 waren zehn Drogentote zu beklagen, im Jahr davor zwölf.
Polizeibeamte als Opfer einer Straftat: Die Opfereigenschaft von Polizeibeamtinnen und -beamten wird seit 2010 erfasst. Nach einem kontinuierlichen Anstieg wurde 2014 erstmals ein Rückgang auf 683 (minus 102) Taten festgestellt, der sich im darauffolgenden Jahr auf 585 (minus 98) fortsetzte. Nicht so im vergangenen Jahr: 2016 wurde in 762 Fällen mindestens eine Polizeibeamtin oder ein Polizeibeamter Opfer einer Straftat. Das bedeutet einen Zuwachs von 30,26 Prozent (plus177).
Die Gesamtzahl 762 beinhaltet u.a. die Delikte Widerstand gegen Polizeivollzugsbeamtinnen und -beamten und Körperverletzungen. Beide Bereiche haben Steigerungen erfahren. Die Widerstandshandlungen sind 2016 um acht auf 259 Verfahren angestiegen. Bei der leichten Körperverletzung registrierte die Behörde einen Anstieg auf 276 (plus 47). Wesentlich besorgniserregender ist der Anstieg im Bereich der gefährlichen und schweren Körperverletzungsdelikte auf 170 (plus 106) Taten.
"Ich begrüße grundsätzlich jede Maßnahme zum Schutz von Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten vor Gewalt", erklärt Volker Kluwe zu dem Vorstoß des Bundeskabinetts, Strafen für Angriffe auf Polizisten, Retter und Feuerwehrleute zu verschärfen. Und stellt klar, "dass verschärfte Sanktionierungen nur ein Baustein im Kampf gegen die zunehmende Respektlosigkeit gegenüber Polizistinnen und Polizisten sein können."
Cybercrime: Die Zahlen im Deliktsfeld Cybercrime im engeren Sinne sind im vergangenen Jahr um 88 Taten (28,21 Prozent) auf 400 wieder leicht angestiegen, korrespondierend mit einer Erhöhung der Aufklärungsquote auf 68 Prozent (2015: 46,79 Prozent). Das Fallzahlenaufkommen beim "Tatmittel Internet" - das sich durch alle Deliktsbereiche zieht - zeichnet sich indes positiver ab: 2016 wurde das Internet bei 5.041 Taten kriminell genutzt und damit in 91 Fällen weniger als noch 2015 (5.132).
Alkoholmissbrauch: Der Anteil der Straftaten unter Alkoholeinfluss, in Relation zu den Gesamtstraftaten (121.698), betrug im Jahr 2016 9.599 (2015: 9.070). Der prozentuale Anteil der "Straftaten unter Alkohol" liegt damit bei 7,89 Prozent (2015: 7,49) am Gesamtstraftatenaufkommen. Bei den ermittelten minderjährigen Tatverdächtigen zeichnete sich folgendes Bild ab: Von 4.929 Minderjährigen standen 287 (5,8 Prozent) unter Alkoholeinfluss. Im Vergleich dazu 2015: Hier wurden 4.812 Minderjährige als Tatverdächtige ermittelt - darunter 222 (4,6 Prozent), die unter dem Einfluss von Alkohol standen. Werden Deliktsbereiche wie "Körperverletzung" oder "Häusliche Gewalt" herausgegriffen, so liegt der Anteil der alkoholisierten Tatverdächtigen bei 26,32 bzw. 30,29 Prozent (2015: 29,43 und 32,32 Prozent). "Wir werden nicht nachlassen uns bei diesem wichtigen Thema einzubringen wo immer es möglich ist", unterstrich Kluwe. "Der Zusammenhang zwischen Alkoholmissbrauch und Gewaltbereitschaft ist offenkundig."
Kriminalität im Kontext von Flüchtlingen: Der Begriff "Flüchtling" ist in der Polizeilichen Kriminalstatistik nicht definiert. Die Kriminalität im Kontext von Flüchtlingen kann daher nach wie vor nur auf Anhaltspunkten basieren.
Im vergangenen Jahr wurden bei der Polizeidirektion Hannover insgesamt 11.489 Fälle registriert (7.848 ohne ausländerrechtliche Verstöße), zu denen 7.922 Flüchtlinge als Tatverdächtige ermittelt wurden (4.759 ohne ausländerrechtliche Verstöße). Dies bedeutet eine deutliche Steigerung gegenüber 2015 mit 8.744 Fällen (5.329 ohne ausländerrechtliche Verstöße) und 6.126 Flüchtlingen als Tatverdächtige (3.064 ohne ausländerrechtliche Verstöße).
Betrachtung der einzelnen Deliktsbereiche: Neben den Aufenthalts- und Asylverstößen, die 2016 um 198 auf 3.613 angestiegen und dabei insbesondere auf eine Fallzahlensteigerung im Bereich der unerlaubten Einreise auf 1.009 (plus 401) zurückzuführen sind, können im Wesentlichen Steigerungen in den Bereichen Erschleichen von Leistungen um 735 auf 1.795, der gefährlichen und schweren Körperverletzungsdelikte um 113 auf 277, bei der Beleidigung auf sexueller Basis um 44 auf 72 sowie dem Sozialleistungsbetrug um 68 auf 88 verzeichnet werden.
"Die Anzahl der durch Flüchtlinge begangenen Straftaten ist deutlich angestiegen. Aber auch der Anteil der Nichtdeutschen in der Bevölkerung ist um 1,31 Prozentpunkte auf 11,96 Prozent gestiegen, was zu einem großen Teil durch die zu uns gekommenen Flüchtlinge zu erklären ist", konstatiert Polizeipräsident Volker Kluwe. Und ergänzt, dass "die zahlenmäßigen Anstiege nicht die Schlussfolgerung zulassen, Flüchtlinge begehen in einem unverhältnismäßig hohen Umfang Straftaten. Die weit überwiegende Mehrheit begeht eben keine Straftaten."
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