Mit Terry Hoax und Juliano Rossi zum Erfolg

RETHEN. 

Der Mensch trifft ab und an in seinem Leben ganz wichtige Entscheidungen - ob sie richtig oder falsch waren oder sind, wird in der Regel erst einige Zeit später deutlich. Der gebürtige Rethener Oliver Perau - jetzt in Hannover zu Hause - war dreimal gefordert, und dreimal lag er richtig, zweimal dabei bezüglich seiner Berufskarriere. Seit seinem 19 Lebensjahr ist der inzwischen Fünfzigjährige professioneller Musiker: zum einen in der Band Terry Hoax und zum anderen als Gesangssolist Juliano Rossi. Und er ist gefragt, sein Auftragsbuch jedenfalls voll.

Die erste Entscheidung: "Olli" Perau spielt Tennis, und weiß Gott recht gut. Er bringt es bis zu einem Sichtungsturnier für einen Lehrgang der Junioren-Nationalauswahl - und legt den Schläger wenig später beiseite. "Mir lag Mannschaftssport wie Fußball besser als der Einzelsport Tennis", sagt er heute im Rückblick. "Ich habe mich fürs Kicken bei Hannover 96 entschieden." Die 2. Entscheidung: 1988 endet seine Jugendzeit als Fußballer, er spielt zuletzt für die A-Junioren von Hannover 96 unter der Regie von Trainer Hans Siemensmeyer. Als sich gleichermaßen Experten wie Laien fragen, wo er wohl als Herrenspieler auflaufen würde, kommt diese unerwartete Antwort: "Nirgendwo, ich höre mit Fußball auf, konzentriere mich auf die Musik." Die dritte Entscheidung: "Ich habe auf den Rat meiner Eltern eine Lehre als Versicherungskaufmann begonnen, sie aber nach knapp einem Jahr abgebrochen. Das war nichts für mich." Natürlich habe es zu Hause in Rethen heftige und lange Diskussionen gegeben, bis sein Vater Dieter Perau - einst Profi-Fußballer in den USA - nachgab. "Gut, dann mach es, aber mach es richtig."

Oliver Perau hat es richtig gemacht, und das bis heute. Mit der Musikband Terry Hoax beginnt der Bekanntheitsgrad zu steigen und auch das Einkommen. "Ich war neunzehn, als ich meinen ersten Plattenvertrag in Hamburg unterschrieben habe", erinnert er sich. Die Sache mit Terry Hoax entwickelt sich zur Erfolgsgeschichte, aber wie halt auch Geschichten enden können, passierte das mit der Band: die Auflösung. "Wenn Leute acht Jahre lang tagein, tagaus zusammen sind, kann es zu Abnutzungen kommen", sagt Oliver Perau. "Irgendwann knallte es."

Eine völlig andere musikalische Richtung schlug Oliver Perau danach ein: während der Vernissage eines befreundeten Fotografen tritt er aus Gefälligkeit mit Swing-Musik auf, und das wird ein Volltreffer, und es ist die Geburtsstunde von "Juliano Rossi". Mit Lutz Krajenski gewinnt er einen genialen Pianisten, und fortan geht die Post ab. Swing-Musik wird nun zum Mittelpunkt seiner Wirkungskraft. "Zunächst ging das mal mehr, mal weniger gut", sagt er. Aber unter dem Strich startet er die zweite Karriere. Inzwischen gibt er in der ganzen Republik Konzerte, etwa 100 bis 130 per Anno. Ein Drittel davon in der Region Hannover, zwei Drittel außerhalb. Und: Terry Hoax ist wieder aus der Versenkung auferstanden, und daran hat Oliver Perau seinen Anteil, und zwar den größten. "Ich habe aus einer Laune heraus nach zwölf Jahren Auszeit alle ehemaligen Bandmitglieder kontaktiert, und alle waren bereit, wieder mit der Band anzufangen." Das hält bis heute an.

Vor sieben Jahren startet Oliver Perau den nächsten Karriereabschnitt mit der Aktion "Klang und Leben". Das Hauptaktionsfeld sind Pflegeheime, und das zwischen 50 und 70 Auftritten im Jahr. Klang und Leben touren durch Deutschlands und geben Konzerte für Menschen mit Demenz. Was die Musiker Oliver Perau (Juliano Rossi und Terry Hoax), Peter Jordan (Running Wild), Andreas Meyer, Karten Kniep (Terry Hoax), Jens Eckhoff (Wir sind Helden), Jens Nickel (Radio Doria), Joschka Meier (Toten Hosen) und Initiator Graziano Zampolin auf die Beine stellen, ist in Deutschland einzigartig. Sie verbreiten mit ihrer Musik, ihrer Spontaneität und Warmherzigkeit so viel Lebensfreude, dass man einfach mitgerissen wird.

"Mein Arbeitsjahr verläuft ungeplant", betont Oliver Perau. Aber es laufe beständig. Tennis und Fußball taugen für ihn nur noch für Erinnerungen. Seine damals getroffenen Entscheidungen - auch wenn sie für einige Mitmenschen nur schwer nachzuvollziehen waren - haben sich als Volltreffer erwiesen. Und es gibt inzwischen eine weitere Entscheidung, die Oliver Perau getroffen hat: er ist seit kurzer Zeit verheiratet. Damit hat ein neuer, ganz anderer Lebensabschnitt für ihn begonnen - auch wenn das mit seiner Karriere als Musiker nur bedingt etwas zu tun hat. Das Privatleben rückt mehr und mehr in den Mittelpunkt. "Mein Privatleben gibt mir sehr viel Kraft. Das lässt mich auch die vielen Konzerte und Termine im Jahr leichter bewerkstelligen. Es ist einfach schön, wenn man seinen Platz gefunden hat."