Laatzen
Sonnabend, 19.09.20 - 08:00 Uhr

Rekordverdächtige Ratsmitgliedschaft!?

Das Portrait am Sonnabend - heute: Gerd Apportin

Gerd Apportin hat seit 31 Jahren ohne Unterbrechung Sitz und Stimme im Rat der Stadt Laatzen - das scheint rekordverdächtig zu sein.R. Kroll

Wenn das in Laatzen nicht rekordverdächtig ist: Gerd Apportin ist seit 31 Jahren ohne Unterbrechung Ratsmitglied in der Stadt Laatzen und überdies von zwei Jahren Unterbrechung abgesehen einer der stellvertretenden Bürgermeister der Stadt. Und das Ende scheint sich für den Bündnisgrünen nicht in Sichtweite zu befinden.

LAATZEN. 

Gerd Apportins Vita ist bemerkenswert: In seiner Heimatstadt Hameln ist er 1976 Mitgründer der Grünen Liste Umweltschutz (GUL), 1980 in "Die Grünen" umbenannt. Vier Jahre später verschlägt des den Musikschullehrer nach Laatzen als Leiter der hiesigen Musikschule. "Zu dritt haben wir hier in Laatzen die Grünen gegründet", erinnert sich der inzwischen 69 Jährige. 1989 kommt Gerd Apportin als Nachrücker in den Rat der Stadt Laatzen. Überdies hat er später zeitweise Sitz und Stimme im Ortsrat Laatzen.

 

Weil die Bündnisgrünen im Rat der Stadt Laatzen häufig mit den Sozialdemokraten ein Bündnis schmieden, ist es selbstredend, dass ein Grüner einer der stellvertretenden Bürgermeister werden würde, und das ist Gerd Apportin. Doch dann der Supergau für Rot/Grün: ein SPD-Mann wechselt die Fahnen, läuft zur CDU über, und  damit entsteht im Rat eine neue Mehrheit, und die wählt Gerd Apportin kurzer Hand ab, um einen eigenen Kandidaten in das Amt zu heben. Der Abgewählte steckt das aber weg wie nichts, und nach der darauffolgenden Kommunalwahl ändern sich die Mehrheitsverhältnisse im Rat der Stadt wieder, Gerd Apportin wird wieder stellvertretender Bürgermeister, und das ist er bis heute.

 

Gerd Apportin ist im Grundsatz ein Mann, der genüsslich, aber durchaus bestimmend  in seinen Redebeiträgen verbal austeilen kann, aber nie laut wird und erst recht nicht beleidigend. Beleidigt dagegen ist er, als der Vorwurf kommt, "die Grünen holen sich nur ihre Tantiemen ab, die tun doch nichts." Das habe ihn schon getroffen", sagt Gerd Apportin im Rückblick. "Denn das stimmt nicht, denn eine kleine Fraktion wie wir es sind muss wesentlich mehr erarbeiten, denn sie kann die Ratsarbeit nicht auf viele Schultern verteilen. Schließlich wird jede Fraktion mit einer Fülle von Ratsinformationen überschüttet."

 

Keine Frage: Gerd Apportin macht keinen Hehl daraus, dass die Bündnisgrünen immer wieder und gern den Finger in die politischen Wunden legen, und das durchaus bewusst. "Damit verschaffen wir uns Gehör." Vor allem aber kann er damit leben, wenn Ideen der Grünen eines Tages und so manchen Ratsbeschluss später  von anderen Parteien als deren Geburtsrecht verkauft wird. "Wichtig ist doch dabei unter dem Strich, dass unsere Vorschläge realisiert werden", lächelt der Bündnisgrüne.

 

Gab es Momente, wo er nicht mehr weitermachen wollte? "Nein, die gab es nicht", kommt schnell die Antwort. Dass nicht alles, was er in den Jahrzehnten mit gestaltet, hohe Begeisterung herruft, das kann er unterschreiben. "Für die Wahlkämpfe für die Kommunalwahl war und bin ich stets gern dabei, aber die für den Bundestag und den Landtag sind mehr Pflicht als Freude." Das Gerd Apprtin inzwischen dann und wann zu Vorträgen zum Beispiel über Blockheizkraftwerke eingeladen wird, das freut ihn. "Darunter sind auch andere Parteien", sagt er.

 

Im nächsten Jahr wird wieder kommunal gewählt, wird sein Name wieder auf der Liste der Bündnisgrünen stehen? Gerd Apportin schmunzelt: "Ich fürchte ja", sagt er lächelnd. "Denn ich mache die Ratsarbeit ja auch gern." Und räumt er der vor kurzer Zeit zur Laatzener Bürgermeisterkandidaten der Bündnisgrünen gewählten Regina Asendorf Chancen ein? "Natürlich", sagt er ohne zu Zögern. Sie sei eine kluge und attraktive Bewerberin. Die Landeshauptstadt Hannover lasse schön grüßen.

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