Sarstedt
Sonnabend, 31.10.20 - 10:27 Uhr

Der Gedenkstein auf dem Ostertorplatz

u an die deutsche Teilung wird wach

Gedenkstein auf dem Ostertorplatz in Sarstedt.

Werner Vahlbruch, Heimatpfleger der Stadt Sarstedt, rückt den Gedenkstein am Ostertorplatz in Erinnerung.

SARSTEDT. 

Jedes Jahr verlieren Menschen ihr Leben durch Krieg und Gewalt. Am Volkstrauertag - 15. November 2020-  wird auch in diesem Jahr an sie gedacht und zum Frieden gemahnt. Seit 1952 wird der Volkstrauertag begangen und hat den Status eines gesetzlichen Gedenktages. Durch die Corona-Pandemie wird es dieses Jahr nur eine eingeschränkte Gedenkstunde am Ehrenmal im Friedrich-Ebert-Park geben. Einen anderen Ort des Gedenkens und seiner besonderen Bedeutung befindet sich im Wohngebiet Hoher Kamp. Nur wenige Menschen in Sarstedt werden den Gedenkstein auf dem Ostertorplatz kennen, der eine dauerhafte Präsenz im Raum ist und die Erinnerung wach hält an die im Zweiten Weltkrieg verloren gegangenen deutschen Ostgebiete.

 

Ein Blick zurück: Wir schreiben das Jahr 1967 als sich die Stadt Sarstedt und der Bund der Vertriebenen (BdV) dafür aussprachen,eine Mahn- und Gedenkstätte zu errichten, um an den Verlust der Ostgebiete und an die Teilung Deutschlands zu erinnern. Ursprünglich sollte der Gedenkstein im Wohngebiet Auf dem Klei seinen Platz finden. Straßen in diesem Bereich führten bereits die Namen deutscher Städte aus den Ostgebieten. Letztlich entschied man sich jedoch für den neugestalteten Ostertorplatz zwischen den Hochhäusern als zentralen Ort. Die Niedersächsische Heimstätte wurde seitens der Stadt mit der Planung beauftragt und unter der Leitung von Professor Emil Cimiotti, Künstler und Bildhauer, wurde ein Wettbewerb der Bildhauerklasse der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste, Braunschweig, unter Studenten und ehemaligen Studenten ausgeschrieben. Zahlreiche Entwürfe wurden vorgelegt. Seitens des Stadtrates entschied man sich für den Entwurf des freischaffenden Künstlers in Braunschweig, den Bildhauer Hanns-Hermann Seitz.

 

Eine große Freiplastik, die im Wesentlichen zwei größere gespaltene Blöcke aufweist. Das Symbol 2 dieser Gestaltung ist ein Hinweis auf die mehrfache Teilung und Spaltung Deutschlands. Da der Stein ohne pathetisches Beiwerk an die deutschen Ostgebiete erinnerte sollte, wurde die Inschrift "Dem Osten - der Heimat" hinzugefügt.

 

Das Mahnmal, die Gesteinsmasse des Gedenksteins besteht aus einer besonderen hellgefärbten Betonlegierung. Vor seiner Fertigstellung wurde im April 1969 zunächst der Gedenkstein aus Pappe gefertigt und somit in seiner Originalgröße der genaue Standort ausgewählt. Ratsherr Kurt Frisch (CDU) hatte eine Idee. Um die Größenordnung richtig einschätzen zu können, wurde im Musterbau der Sieger Wellpappe eine Pappdoublette angefertigt. So konnte man an Ort und Stelle entscheiden wo der ideale Standort ist. Fertigstellung des Gedenksteins sollte eigentlich im September zum "Tag der Heimat" sein. Am 19. Oktober 1969 war es dann aber soweit und eine Einweihung konnte stattfinden.

 

Zur Enthüllung und Übergabe in die Obhut der Stadt durch den Bürgermeister hatten die Stadt und der Bund der Vertriebenen (BdV) eingeladen. Landrat Kurt Grobe und Willi Homeier vom BdV-Landesverband Niedersachsen hielten Ansprachen. Musikalisch umrahmt vom Gesangverein "Eintracht-Hoffnung" und vom Sarstedter Blasorchester. Dem Festakt schloss sich eine Kulturveranstaltung in der Pausenhalle der Schiller-Realschule an. Schüler und Schülerinnen lasen Lyrik-Verse von Kurt Morawietz. Ein Kammermusiktrio und als Solist am Flügel Rektor Gerd Ilgner. Den Abschluss bildete eine Podiumsdiskussion zwischen dem Bildhauer Hanns-Hermann Seitz, Henning Müssigbroth als Vertreter der Deutschen Jugend des Ostens und Hans Kruse, Stadtjugendring. Das Thema lautete "Wie reden Gedenksteine heute?"

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