Leichtathletik: Trauer um Bruno Sweryd

SARSTEDT. 

"Wenn Bruno Sweryd bei einem Lauf-Wettbewerb startet, dann lautet jedes Mal die spannende Frage, wer in seiner Altersklasse den 2. Platz belegt. Denn die oberste Stufe auf dem Siegertreppchen ist für den TKJ-Lauftreffler reserviert", war in der Presse zu lesen. Nun ist Bruno Sweryd, einer der erfolgreichsten deutschen Senioren-Ausdauersportler und Gründungs-Mitglied des TKJ-Lauftreffs vor fast 50 Jahren, im Alter von 90 Jahren gestorben. Im Jahr 1972 war der inzwischen leider auch bereits verstorbene Dieter Howind als erster Sarstedter Ausdauersportler längere Strecken gelaufen - dieses Jahr gilt als Gründungsjahr des TKJ - Lauftreffs. Kurz darauf waren neben anderen Läufern die heute noch aktiven Werner Pacyna und Helge Stetefeld - und eben auch Bruno Sweryd - zum Kreis der Langstreckenläufer gestoßen.

Bruno Sweryds Erfolge kann man gar nicht allesamt aufzählen: Deutscher Senioren-Meister über die 5000 m, Vize-Europameister über die gleiche Distanz, Platz 1 in der Deutschen Rangliste über die 3000 m - das sind nur wenige Beispiele. Seinen ersten Marathon lief Bruno Sweryd im Jahr 1988. Damals hatte ein Sportfreund für den Bremen-Marathon gemeldet, wollte oder konnte dann aber dort nicht starten. Also lief Bruno Sweryd an seiner Stelle, damit die Startgebühr nicht verfiel. Im Jahr 1999 lief Bruno Sweryd den legendären "Harzlauf-Lauf" mit, einen Marathon mit 850 Höhenmetern im Harz von Seesen nach Torfhaus. Im Vorfeld dieses Gruppen-Marathons mussten die Aktiven ihr Durchschnitts-Tempo angeben, bezogen auf einen Lauf in ebenem Gelände. Bruno Sweryd hatte für das "5 Minuten auf den Kilometer-Tempo" gemeldet und er behauptete, dass die von ihm angeführte Gruppe auch nicht schneller gelaufen sei. Doch kurz hinter Altenau machte der vom Veranstalter eingesetzte Begleiter "schlapp", setzte sich in den Straßengraben und meinte: "Ich kann nicht mehr!" Worauf der Veranstalter, "Langlauf-Trainer-Papst" Peter Greif, die Begleitung der Gruppe selbst übernehmen musste. "Ihr habt meinen Sportler platt gelaufen", behauptete er noch Jahre später.

Im Jahr 2000 hatte Bruno Sweryd mit der für einen 69Jährigen Läufer unglaublichen Zeit von 3:19 Stunden die Altersklasse M 65 beim Hannover - Marathon gewonnen. Eigentlich sollte das sein letzter Lauf über die Königsdisziplin der Ausdauersportler sein. Doch dann hörte er beim Training davon, dass eine größere Gruppe TKJ - Lauftreffler im Herbst beim "Brocken-Marathon" an den Start gehen wollten, dem schwierigsten deutschen Marathon mit 1 150 Höhenmetern, 42,195 km, hoch auf den Brocken im Harz und wieder runter......"Da laufe ich noch mal mit euch einen Marathon", war seine spontane Entscheidung - und für diesen "Höllenritt" lief er als Vorbereitung lediglich zweimal einen Halbmarathon im Training und benötigte dann nur wenig mehr als vier Stunden für die Distanz. In den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts trainierte Bruno Sweryd, damals schon über 60 Jahre alt, immer mit den jüngeren Ausdauersportlern. Fünfer Schnitt auf den Kilometer, lautete damals die Vorgabe. Bereits nach dem ersten Kilometer zeigte die Uhr einen Schnitt von 4:30 Minuten an. Bruno Sweryd, immer an der Spitze des Trainingsfeldes, reagierte prompt auf die Ansage seiner Trainingspartner: "Bruno, wir sind zu schnell!" Und tatsächlich schaffte er es zumeist, dann zumindest die nächsten 200 m im geplanten 5er Schnitt zu laufen - um dann sofort wieder das Tempo anzuziehen, bis die Uhr "sein" Trainings-Tempo" zeigte: 4:30 Minuten auf den Kilometer......