Hochwasserschutz bleibt für die Grünen ein drängendes Thema
HEMMINGEN.
Die Hemminger Grünen haben die jüngsten Flutkatastrophe im Westen Deutschlands zum Anlass genommen, ihre Position zum Hochwasserschutz kritisch zu überdenken. "Angesichts der schrecklichen Nachrichten sind die Gedanken der Hemminger GRÜNEN bei den Betroffenen der Flutschäden, und insbesondere bei den Angehörigen vermisster und tödlich verunglückter Menschen", erklärt Jürgen Grambeck, Grüner Bürgermeister-Kandidat.
Es sei nach derzeitigen Erkenntnissen davon auszugehen, dass Starkregenereignisse durch die Klimaveränderungen zunehmen werden und somit auch die Hochwassergefahr. In der Stadt Hemmingen wurden über viele Jahre intensiv die Hochwasserszenarien analysiert und Schutzkonzepte erarbeitet. Nach übereinstimmenden Meinungen der Fachleute bauen sich Hochwasser an der Leine langsamer auf als an Mittelgebirgsflüssen, wie zuletzt an der Ahr mit den dramatischen Folgen. Insofern dürfte es in Hemmingen voraussichtlich auch längere Vorwarnzeiten bei Hochwasserereignissen geben.
Diese Grundannahme lag der Ratsentscheidung zum Hochwasserschutz zugrunde. Im Jahr 2020 hatte der Rat der Stadt Hemmingen sich gegen einen baulichen Hochwasserschutz entschieden. Das Votum war zustande gekommen, obwohl eine Mehrheit grundsätzlich für einen solchen Hochwasserschutz war. Allerdings standen verschiedene Varianten zur Auswahl, und die Koalition aus SPD und CDU hatte es nicht geschafft, intern eine Mehrheit für einen Kompromiss zu organisieren.
Die Grünen hatten geschlossen für einen Mittelweg gestimmt, welcher auch von den Bürgerinitiativen zum Hochwasserschutz mitgetragen wurde. Diese Variante wäre auch förderfähig und hätte insofern die angespannte kommunale Finanzlage berücksichtigt. "Aber es gab im Rat zu viele Mitglieder, die mit ihrer Haltung 'Alles oder Nichts' letztlich einen baulichen Hochwasserschutz verhindert haben", erläutert Joachim Steinmetz, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Rat.
Dabei hätten die Bilder aus Rheinland-Pfalz noch einmal eindrucksvoll vor Augen geführt, dass selbst ein sogenannter HQ100-Schutz, der vor einem hundertjährlichen Hochwasser schützen soll, keinen absoluten Schutz bietet. Schon ein Hochwasser, das statistisch nur alle 120 Jahre eintritt, würde solche Deiche einfach überfluten.
Problematisch ist auch, dass alle Gutachten und Planungen zum Hochwasserschutz in Hemmingen auf Werten der Vergangenheit beruhen. Welche zusätzlichen Herausforderungen der Klimawandel mit sich bringt, bleibt offen. Das wird sich allerdings auch nicht schnell klären lassen, weil die genauen Auswirkungen auf die regionale Niederschlagsverteilung und das Hochwasser-Regime noch mit vielen Unsicherheiten behaftet sind.In jedem Fall erwarten die Hemminger Grünen, dass nach den Wahlen und mit neuen Mehrheiten im Rat die Entscheidung zum Hochwasserschutz noch einmal kritisch hinterfragt wird.
"Wir sollten die Sorgen der Menschen in den von Hochwasser betroffenen Bereichen ernst nehmen und konstruktiv Lösungen finden", fordert Jürgen Grambeck. Ohne baulichen Hochwasserschutz sind in Hemmingen mehrere hundert Wohnhäuser der Gefahr ausgesetzt, früher oder später mindestens bis zum Erdgeschoss vollzulaufen und vom Wasser eingeschlossen zu werden, teils tagelang. "Die betroffenen Bürger in den Überschwemmungsbereichen müssen unbedingt darüber informiert werden, welche Schutz- und Vorsorgemaßnahmen zu treffen sind, um glimpflich durch eine solche Situation zu kommen", fordert Petra Nolte-Porteous, Vorsitzende des grünen Ortsverbandes.
Dabei geht es zum Beispiel um die Verlagerung von Hausanschluss, Elektroinstallation und Heizung aus dem Keller in höher gelegene Stockwerke, um Rückstauventile und notwendige Versicherungen. In Zusammenarbeit mit Region und Netzbetreiber sollte die Stadt kurzfristig dringend notwendige Aufklärungsarbeit leisten und ein Förderprogramm auflegen, um solche Maßnahmen umzusetzen.
Daneben stellen auch örtliche Starkregen-Ereignisse eine Herausforderung dar. Bisher ist nur ansatzweise bekannt, inwiefern Kanalisation und Wasserläufe wie die Arnumer Landwehr und der Maschgraben in der Lage sind, große Wassermengen in kurzer Zeit zuverlässig abzuführen. In den letzten Jahren haben lokale Starkregen zum Beispiel in Arnum in ganzen Straßenzügen die Keller volllaufen lassen. Die Verwaltung hat erste Schritte eingeleitet, um in einer Starkregenkarte die wichtigsten Schwachpunkte zu identifizieren.
Die Ergebnisse sind in den nächsten ein bis zwei Jahren zu erwarten. Daraus wird sich ein Katalog dringender Aufgaben ableiten lassen. Alle Maßnahmen zum Schutz vor Hochwasser und Starkregen stellen letztlich nur Puzzlesteine bei der Anpassung an den Klimawandel dar. Diese haben in Hemmingen unzweifelhaft eine hohe Bedeutung. "Allerdings hat für die Hemmingen GRÜNEN die Bekämpfung der Ursachen eine noch höhere Priorität", erklärt Joachim Steinmetz. "Wir müssen alles dafür tun, den Weg des Wassers in Kanäle, Bäche und Flüsse zu verlangsamen. Wichtig sind eine möglichst geringe Versiegelung, Gründächer, Versickerung auf dem Grundstück, Regenwasser-Rückhaltung und anderes mehr. Noch wichtiger ist der Kampf gegen den Klimawandel: Wir müssen viel stärker als bisher die Treibhausgas-Emissionen reduzieren, um unseren Beitrag zu leisten, den Menschen auch in der Zukunft ein sicheres Überleben in Hemmingen und anderswo auf der Welt zu ermöglichen."
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