Nach Umstrukturierung und Stellenabbau geht es aufwärts
"Wir wollen ein Hightech-Standort werden", sagt Sebastian Prinzing, einer der drei Geschäftsführer und Personalchef der in Laatzen ansässigen Firma Emerson AVENTICS GmbH, selbstbewusst. Und seine Zuversicht kommt nicht von ungefähr: Der Anbieter von intelligenten Pneumatik-Technologien, die in unter anderem in Lkw und der Maschinen- und Fertigungsautomatisierung zur Anwendung kommen, konnte seinen Umsatz allein im vergangenen Jahr um 25 Prozent steigern. Die SPD-Landtagsabgeordnete Dr. Silke Lesemann hat dem Unternehmen jetzt einen Besuch abgestattet.
LAATZEN.
Im zweiten Jahr in Folge lief es für das Unternehmen mit Mutterkonzern in den USA rund, wie der Geschäftsführer jetzt im Gespräch mit Dr. Silke Lesemann berichtete. Die abgeordnete hatte die Firma zuletzt vor einigen Jahren besucht, als Aventics noch einem anderen Unternehmen gehörte, es alles andere als gut lief und der Standort sogar in seiner Existenz bedroht war.
Nach harten Umstrukturierungsmaßnahmen mit Investitionen in die Modernisierung der Fertigung und einer Reduzierung der Belegschaft sieht Betriebsratsvorsitzender Michael Brozy das Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Betriebsrat "in einem ruhigen Fahrwasser". Auch Prinzing lobt das Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Betriebsrat.
Die Firma stehe allerdings weiterhin vor massiven Herausforderungen beispielsweise bei den Lieferketten. "Der Turnaround ist gelungen, es geht aufwärts, aber vor uns liegt viel Arbeit", betont er. Und der Turnaround hatte seinen Preis: Von den mehr als 600 Mitarbeitenden sollten nur noch 430 nach der Restrukturierung übrig bleiben. Monatelang hätten Prinzing und der Betriebsrat bis tief in die Nacht verhandelt, um einen Kompromiss zu erzielen. "Es kam nicht zu Entlassungen, die Mitarbeitenden sind freiwillig und sozial abgefedert gegangen", betont der Geschäftsführer. "Wir streben an, dauerhaft bei 500 Mitarbeitenden als Untergrenze zu bleiben. Derzeit haben wir rund 560 Beschäftigte, wovon 50 befristet sind und deren Verträge im September auslaufen", sagt Brozy. Prinzing ist bei solchen Aussagen naturgemäß vorsichtiger, aber auch er hofft, künftig mit deutlich mehr Personal als den ursprünglich anvisierten 430 Mitarbeitenden arbeiten zu können.
Nach Erreichen der operativen Gewinnzone im vergangenen Jahr arbeite man nun an der Verstetigung der guten Ergebnisse. Die Auftragsbücher seien derzeit gut gefüllt und man werde immer mehr zu einem Hochtechnologie-Standort. "Einfache Produkte können anderswo günstiger hergestellt werden, deshalb wollen und müssen wir auf intelligente Produkte umschwenken - nur das sichert die sehr gut bezahlten Jobs hier vor Ort", betont Prinzing.
Werksleiter Mathias Ihmann führte die Landtagsabgeordnete durch die Werkshallen, in denen der Unternehmenswandel deutlich wird: High-Tech-Arbeitsplätze und immer mehr Roboter bestimmen das Bild. Ihmann zeigte der Politikerin ein frisch gefertigtes Ventil, das in einem Lkw der Marke Volvo zum Einsatz kommen wird. Etwa 1000 Stück werden davon täglich in Laatzen produziert - auf der linken Seite der großen Fertigungshalle. Weitere Auftraggeber sind unter anderem Caterpillar und MAN. Der Bereich Automobil sei jedoch hart umkämpft, die Konkurrenz groß, jeder Cent bei den Produktionskosten zähle. Mehr als 35 Millionen Euro erziele das Unternehmen in diesem Industriezweig in diesem Jahr.
Weiter geht es zu einer Teilefertigung, die aus Sicherheitsgründen durch einen großen Glaskasten abgeschirmt ist. Hier sind drei Roboter am Werk. Jeder von ihnen hat drei Beschäftigte ersetzt. Auch dabei gehe es darum, Fertigung in Deutschland zu halten. Auf der anderen Seite der großen Halle befindet sich der Bereich kundenspezifische Lösungen - im Englischen System Solutions. Hier arbeiten Facharbeiter daran, Maschinen herzustellen, die in anderen Maschinen zum Einsatz kommen - beispielsweise Pneumatiklösungen für Dialysegeräte. Ein weiterer großer Bereich des Unternehmens ist die Logistikhalle. Dort werden die Produkte zum größtenteils automatisiert versandfertig gemacht und in alle Welt versendet. Auf einem großen Bildschirm ist der Energieverbrauch des Unternehmens zu sehen. Monitoring nennt man das auf neudeutsch. "Wir überwachen unseren Energieverbrauch und sammeln viele Daten dazu. Ziel ist die Einsparung von Energie und die Reduktion des CO2-Ausstoßes", so Ihmann. So habe man bereits viel Geld in die Hand genommen, um die herkömmlichen Leuchtmittel in den Werkshallen durch LED-Birnen ersetzt. "Früher leuchtete unsere gesamte Halle hell, heute nur noch die Bereiche, in denen die Mitarbeitenden gerade arbeiten und wo es sicherheitsrelevant ist", so der Werksleiter. 150 Tonnen CO2-Einsparung seien das Resultat. Und vorbei seien auch die Zeiten, in denen man konzernintern immer zu den Top Drei der energieintensivsten Standorte gezählt habe. Insgesamt habe man den CO2-Ausstoß in den vergangenen Jahren schon um mehr als 70 Prozent reduziert.
Lesemann lobte, dass sich das Unternehmen um die Zufriedenheit seiner Mitarbeitenden kümmert. Prinzing berichtete von Speednetworking-Treffen, bei denen sich Mitarbeitende unterschiedlicher Abteilungen kennenlernen, die im Arbeitsalltag nichts miteinander zu tun haben, von einem neuen Ruhe- und Entspannungsraum und Erfolgsbeteiligungen. "Wir wollen, dass sich unsere Mitarbeitenden bei uns wohlfühlen", so Prinzing. Um man treibe auch die Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion - in Unternehmenszusammenhängen spricht man oft von DEI (Diversity, Equity and Inclusion) - voran. Dazu gehöre auch, deutlich mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen.
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