Badebetrieb im Zweiten Weltkrieg: Personalmangel im Freibad
Der Archivfund des Monats August gibt einen Überblick über ein echtes Sommerthema, dem Badebetrieb in Laatzen im Zweiten Weltkrieg.
LAATZEN.
"Eine Sommerwelle überrollt unser Land und die Menschen strömen in die Freibäder. Das haben viele Laatzenerinnen und Laatzener auch im Sommer 1944 gemacht - mitten im Zweiten Weltkrieg. In Laatzen gab es damals eine öffentliche Badeanstalt beim heutigen Wiesendachhaus. Der Archivfund des Monats zeigt, mit welchen Herausforderungen Schwimmbäder im Zweiten Weltkrieg konfrontiert waren," sagt Stadtarchivar Manuel Schwanse zu seiner Auswahl des Monats.
"Badeanstalten sollten im Sommer 1944 auf jeden Fall für die Bürgerinnen und Bürger geöffnet bleiben. Neben der Gesunderhaltung kam vor dem Hintergrund steigender Kriegsmüdigkeit und der sich abzeichnenden Niederlage des Deutschen Reiches im Zweiten Weltkrieg im Mai 1944 nun auch noch die "Widerstandskraft des deutschen Volkes" als Argument für die Aufrechterhaltung des Badebetriebs hinzu", so Schwanse. "Deutlich wird dies in einem Brief des Kreissportreferenten Skerra am 10. Mai 1944 an Heinrich Neelmeier, dem Bürgermeister der Gemeinde Laatzen."
"Um in jedem Falle die Aufrechterhaltung des Badebetriebes, der zur Gesunderhaltung und Widerstandskraft des deutschen Volkes dient, sicher zu stellen, bitte ich, falls Schwierigkeiten betreffs des Personals bestehen sollten, mir die Männer bzw. Frauen anzugeben, die in den Badeanstalten eingesetzt werden müssen [...] damit eine eventuell notwendig werdende Freistellung erwirkt werden kann."
In seinem Antwortschreiben vom 31. Mai 1944 an den Kreissportreferenten Skerra ging der Laatzener Bürgermeister Heinrich Neelmeier auf den Personalmangel ein. Demnach sei "der Bademeister unserer Gemeinde [...] seit mehreren Monaten zur Wehrmacht eingezogen". Eine Ersatzkraft konnte bis dato nicht gefunden werden, da "alle einigermassen brauchbaren Männer und Frauen, die sich zur Aufsicht eignen, [...] bis spät in Arbeit" standen. Augenblicklich würden "hunderte von Laatzenern dort baden, ohne Aufsicht". Lediglich ein älterer Platzmeister, der hinweist, dass das Baden auf eigene Gefahr geschieht, sei vor Ort. Bürgermeister Neelmeier war der Meinung, dass es richtiger sei, "stillschweigend das Baden in der Badeanstalt zu dulden, als durch ein Verbot die Badenden zur Benutzung der Tonkuhlen und der Leine, die viel gefährlicher sind, zu veranlassen". Ob im Laufe des Sommers 1944 noch Personal gefunden werden konnte, lässt sich aus den Unterlagen im Archiv leider nicht nachvollziehen.
1932 wurde in Laatzen eine etwa 10 000 Quadratmeter große, in einer ehemaligen Tonkuhle befindliche, öffentliche Badeanstalt gebaut. Das Gelände im Fugenwinkel in der Masch wurde 1933 von Friedrich Riewe gepachtet. Es handelte sich um das Gewässer links vor dem Wiesendachhaus und lag etwa 600 Meter vom Dorf entfernt. Neben sechs Schwimmbahnen konnten die Laatzener auch eine Sprunganlage mit Einmeter- und Dreimeterbrett nutzen. Die Badeanlage im Fugenwinkel war allerdings nicht die erste in Laatzen. Bereits 1924 wurde die Badeanstalt an der Leine (heute Bootshaus) erbaut.
Nach dem Zweiten Weltkrieg sorgte die Badeanlage im Fugenwinkel noch etwa 25 Jahre für Spaß und Abkühlung bei der Laatzener Bevölkerung. Im Zuge der Eröffnung des neuen Hallen- und Freibades am Standort des aquaLaatziums im Jahre 1970 wurde der Schwimmbetrieb im Freibad in der Masch eingestellt. Der Archivfund des Monats ist - wie auch alle Vorgängerfunde - in der Reihe "Archivale des Monats" auf der Homepage der Stadt Laatzen unter dem Link https://www.laatzen.de/de/stadtarchiv.html zu finden.
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