Arbeitskräftemangel macht Obstanbauer zu schaffen
GLEIDINGEN.
Obstbäume soweit das Auge reicht, die Farben der Früchte strahlen im Sonnenschein und die Erntehelfer*innen pflücken bereits die ersten Sorten: Eigentlich könnte sich Klaus Hahne, Inhaber der Obstplantage Hahne in Laatzen, auf eine schöne Ernte freuen, doch der Hof-Chef, der den Betrieb in zweiter Generation betreibt, macht sich derzeit viele Sorgen, wie er der für Laatzen, Pattensen und Sehnde zuständigen SPD-Landtagsabgeordneten Dr. Silke Lesemann jetzt berichtete.
Lesemann hat die Plantage gemeinsam mit Silke Rehmert, Ortsbürgermeisterin von Gleidingen und Vorsitzende der SPD Ratsfraktion in Laatzen, besucht. Hahnes größte Sorge: Er findet immer weniger Erntehelfer*innen. Das Ernten sei immer noch aufwändige Handarbeit und könne nicht durch Maschinen ersetzt werden - und auch beim Einsatz ausländischer Saisonkräfte gebe es zunehmend Probleme.
"Viele unserer Mitarbeitenden kommen aus der Ukraine - die Beantragung einer Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis ist schwierig: Es sind mehrere Behördengänge nötig, was sehr viel Zeit kostet, die wir nicht haben", so Hahne. Er selbst arbeite 80 Stunden pro Woche, seine Frau Carola und Tochter Stephanie, die den Hof später übernehmen möchte, ebenfalls. "Dieser zusätzliche Mehraufwand ist für uns kaum noch leistbar."Hahne betreibt ausschließlich Direktvermarktung, unter anderem auf den Bauernmärkten der Region und in dem eigenen Hofladen. Der Betrieb hat eine Produktionsfläche von 30 Hektar, auf denen allein mehr als 35 Sorten Äpfel angebaut werden. Hinzu kommen Erdbeeren, Himbeeren, Pfirsiche, Süßkirschen und Pflaumen - das Sortiment werde ständig erweitert, um den Kunden die gewünschte breite Auswahl anbieten zu können. Doch das Geschäft sei derzeit nicht leicht.
"Wir Regionalvermarkter erleben gerade wegen gestiegener Kosten und sinkender Umsätze eine wahre Durststrecke. Wir spüren eine deutliche Kaufzurückhaltung", berichtete Hahne.Auch allgemein sei die Regionalvermarktung schwierig, weil es immer noch keine feste Definition von Region gebe und viel von außerhalb dazu gekauft werde - Laut Hahne ohne Kontrollen. "Wir nennen es einregionalisieren", sagte Hahne. Lob und Kritik äußerte der Landwirt in diesem Zusammenhang am Schulobstprogramm der Landesregierung, das eigentlich ein tolles Programm sei, aber bei der Umsetzung schwächele.
"Die Saisonalität wird nicht berücksichtigt: Wir sollen auch immer Winter Gemüse und Südfrüchte liefern, was wir definitiv nicht anbauen. Im Winter gibt es eben nur Äpfel und Birnen bei uns. Wir müssten also die anderen Produkte zu kaufen und das wollen wir nicht." Durch Vorgaben wie diese lohne es sich nicht für kleinere, regionale Betriebe, bei dem ansonsten sinnvollen Programm mitzumachen.
Auch sich ständig ändernde bzw. nicht vorhandene Vorschriften beim Pflanzenschutz bereiten den Obstbauern laut Hahne Probleme. "Manches Mal werden Zulassungen während einer Saison kurzfristig widerrufen, was die Planbarkeit erschwert und unnötige Kosten verursacht." Während die hiesigen Anbauer viel Zeit und Geld aufwendeten, um die Pflanzen zu schützen, weise das von außerhalb der EU importierte Obst oftmals Rückstände von Mitteln auf, die hier nicht zugelassen sind. "Problematisch ist auch, dass die heimischen Anbauer beispielsweise ihre Süßkirschen nicht loswerden, sie stattdessen sogar von Ländern außerhalb der EU importiert werden - das hat mit Regionalität nichts zu tun", betonte Hahne. Überhaupt stamme immer weniger Obst und Gemüse von heimischen Landwirten. Deshalb suche er regelmäßig Kontakt zur Politik, um darauf und andere Missstände hinzuweisen. Die Missstände beträfen aber vor allem die EU- und Bundespolitik. Lesemann versprach, die Anregungen an die entsprechenden Stellen weiterzuleiten.
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